Sie sehen also: Es bleibt spannend. Ich darf mich an dieser Stelle für heute Abend aus Magdeburg verabschieden, danke wie immer für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche noch einen schönen Abend sowie ein schönes Wochenende!
Nach dem Kampf
Ebenfalls noch im März - nämlich am 22.3. - kommt es zu einem spannenden Kampf im Schwergewicht zwischen den ehemaligen Klitschko-Gegnern Odlanier Solis und Tony Thompson. Wo wir gerade von ehemaligen Klitschko-Gegnern sprechen: Am 12. April in Bonn will auch "Diamond Boy" Manuel Charr wieder in den Kampf um eine mögliche WM-Chance eingreifen.
Nach dem Kampf
Aber auch ansonsten erwarten uns aus Sicht des deutschen Box-Fans interessante Wochen. Am 29. März sollte eigentlich Sauerland-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez seinen Cruisergewichts-Titel gegen den Polen Pawel Kolodziej verteidigen. Ich kann Ihnen schon verraten, dass dieser Kampf wegen einer hartnäckigen Erkrankung von Hernandez ausfallen wird. An dieser Stelle gute Besserung an den Weltmeister! Stattdessen wird Sauerland am 29. März einen anderen Cruisergewichts-Weltmeister in den Ring schicken. Sie dürfen mal raten, wer das sein könnte... Zwei kleine Tipps kann ich noch geben: Er stand bei den Vorstellungen vor dem Kampf bei Abraham in der Ecke und heißt Marco Huck.
Nach dem Kampf
Und wie immer gilt natürlich: Nach dem Kampf ist vor dem Kampf. Was bringt die Zukunft für beide Boxer? Arthur Abraham wird seinen zurückgewonnen Titel vermutlich erst mal gegen vermeintlich leichte Gegner verteidigen, bevor sich sein Management Gedanken darüber macht, ob man sich auf ein viertes Duell gegen Stieglitz einlässt. Der muss sich erst mal wieder hinten anstellen und wird ein oder zwei Aufbaukämpfe brauchen, bevor er wieder in WM-Form ist.
Nach dem Kampf
Nach den vielen Emotionen im und nach dem Kampf bleibt jetzt vielleicht noch Zeit für eine abschließende Betrachtung. Zu behaupten, dass ich ein ausgesprochener Sauerland-Fan bin, ist mit Sicherheit ein "No Go" - ganz im Gegenteil, ich hätte den Sieg heute eher dem harten Arbeiter Robert Stieglitz und dem SES-Team gegönnt. Trotzdem kann ich die Punktwertung nachvollziehen und gratuliere Arthur Abraham zum erneuten Gewinn der WBO-WM im Supermittelgewicht. Es war der von mir erwartete und prognostizierte enge Kampf über 12 Runden. Am Ende scheinen durch diesen knappen Sieg immer noch nicht alle offenen Fragen zwischen Stieglitz und Abraham abschließend beantwortet. Insofern dürfen wir vielleicht darauf hoffen, dass es nicht bei der Trilogie bleibt. Ich würde mir in jedem Fall auch noch einen vierten Kampf zwischen diesen beiden angucken.
Nach dem Kampf
Außerdem gibt Steinforth zu Protokoll, dass Robert Stieglitz in seinen Augen nicht verloren hat. "Robert hat gegen die Jury verloren. Das war aus meiner Sicht ein Fehlurteil." Diese Meinung kann man teilen oder nicht, respektieren muss man sie in jedem Fall - genau wie die Leistung beider Boxer heute Abend.
Nach dem Kampf
Und genau das entgegnet dann auch Steinforth: "Er hat doch viel Geld für den Kampf bekommen. Jeder hier hat seine Eintrittskarte bezahlt, warum sollte Arthur Abraham, der deutlich mehr verdient als die meisten hier, die Tickets geschenkt bekommen?" Gute Frage.
Nach dem Kampf
Nach dem Respekt an seinen Gegner gibt es von Arthur Abraham noch eine kleine Anfeindung in Richtung Promoter Ulf Steinforth. "Für diesen Kampf habe ich nur zwei Freikarten bekommen!", beklagt sich Abraham. Eigentlich müsste man aber auch annehmen, dass Abraham genug Geld hat, sich Tickets für einen Boxkampf zu kaufen.
Nach dem Kampf
Abraham zollt seinem Gegner Respekt. "Das war eine sportlich gute Leistung. Es war wirklich eine Riesen-Schlacht." Dann ist auch noch Zeit für Persönliches. Abraham gratuliert seinem Manager Wilfried Sauerland zum Geburtstag und schenkt ihm seine Handschuhe. Na dann, herzlichen Glückwunsch! Das wird bestimmt eine rauschende Party.
Nach dem Kampf
Wie bereits erwähnt kann ich das Urteil durchaus nachvollziehen. Auch auf meinem Punktzettel lag Abraham am Ende knapp vorne.
Nach dem Kampf
Stieglitz ist sicher, dass er nach Punkten hätte gewinnen müssen. "Ich kann mir dieses Urteil nicht erklären", sagt der entthronte Ex-Weltmeister. "Die letzte Runde habe ich verloren. Vielleicht habe ich insgesamt vier Runden verloren, aber dann habe ich immer noch acht gewonnen." Wenn man so rechnet, hätte er tatsächlich Weltmeister bleiben müssen.
Nach dem Kampf
Arthur Abraham und sein Team jubeln, scheinen selber nicht damit gerechnet zu haben, dass sie hier den Sieg zugesprochen bekommen. Robert Stieglitz und Ulf Steinforth sind entsprechend bedröppelt.
Nach dem Kampf
Es gibt eine "Split Decision" - also einen Mehrheitsentscheid. Der erste Punktrichter wertet mit 113:112 für Stieglitz, der zweite mit 115:110 für Abraham und der Dritte mit 114:111 für Abraham. Damit haben wir einen neuen Weltmeister!
Nach dem Kampf
Jetzt bittet der Ringrichter die Boxer in die Mitte. Hier ist das offizielle Urteil.
Nach dem Kampf
Beide Lager sind extrem angespannt, noch scheint niemand zu wissen, wessen Arm am Ende in die Höhe gereckt wird.
Nach dem Kampf
Das Auszählen der Punktzettel dauert sehr lange, das ist immer ein Zeichen für ein sehr knappes Urteil. Bei diesem Kampf wäre alles andere aber auch eine Überraschung.
Nach dem Kampf
Im Vorbericht habe ich davon gesprochen, dass es hier auch so ein bisschen um die Vorherrschaft im deutschen Boxen zwischen Sauerland und SES geht. Das Punkturteil wird Aufschluss darüber geben, welcher Promoter mehr Einfluss bei den Weltverbänden hat.
Nach dem Kampf
Robert Stieglitz war über die volle Distanz der deutlich aktivere Mann. Das kann am Ende durchaus den Ausschlag zu seinen Gunsten geben. Letzten Endes muss jeder Punktrichter jede einzelne Runde für sich werten und dabei entscheiden, was den Ausschlag gibt: Aktivität, Effizienz oder eine Mischung aus beidem.
Nach dem Kampf
Auf meinem Punktzettel müsste Arthur Abraham den Kampf durch den Niederschlag in der letzten Runde für sich entschieden haben. Wenn ich alle Runden auszähle, komme ich auf ein 113:110 für den Herausforderer. Aber da waren so viele knappe Runden dabei, dass ich auch mit einem Unentschieden oder einem knappen Sieg für den Weltmeister leben könnte.
Abraham will nachsetzen, doch ihm läuft die Zeit davon. Der Gong beendet diese große Ringschlacht. Jetzt bin ich gespannt, was die Punktrichter sagen!
Der Weltmeister ist sichtlich mitgenommen, will sich nur noch über die Zeit retten, geht dann aber doch zu Boden.
Dann trifft Abraham mit einer harten Rechten. Stieglitz wackelt, aber er fällt nicht.
Robert Stieglitz setzt nach, kommt am Mann mit ein paar schönen kurz geschlagenen Aufwärtshaken durch.
Abraham scheint nur noch auf den einen entscheidenden Schlag zu spekulieren, legt seine volle Kraft in jeden Schwinger.
Wahrscheinlich haben die Punktrichter den Kampf leicht anders bewertet als ich. Trotzdem geht Robert Stieglitz in der letzten Runde aufs Ganze, will hier keinen Zweifel daran lassen, dass der WM-Gürtel in Magdeburg bleibt.
Damit beginnt die zwölfte und letzte Runde.
Rundenpause
Abraham setzt auch in dieser vorletzten Runde die klareren Treffer und geht damit auf meinem Punktzettel wieder knapp in Führung: 103:102 für den Herausforderer.
Das war Runde 11.
Der Herausforderer versucht es mit einer Hakenserie, Stieglitz zeigt sich davon unbeeindruckt, treibt Abraham durch den Ring. Doch der weicht gut aus, Stieglitz stolpert in die Ecke. Beide sind sichtlich ausgepowert und mitgenommen von dieser Schlacht.
Abraham konnte Kräfte sparen, weil Stieglitz über weiter Strecken den Kampf gemacht hat, atmet aber auch schon schwer durch den Mund und bringt kaum koordinierte Angriffe ins Ziel.
Die Kraft scheint bei beiden etwas nachzulassen. Vor allem Stieglitz hat enorm viel investiert und wirkt in dieser Phase schon ein wenig platt.
Crunchtime in Magdeburg. Die letzten beiden Runden werden nicht umsonst "Championship Rounds" genannt, jetzt geht es um alles.
Rundenpause
Es ist und bleibt ein Gefecht auf Augenhöhe. Technisch boxen beide nicht auf höchstem Niveau, aber beide wollen den Ring unbedingt als Weltmeister verlassen. Ich gebe diese zehnte Runde wieder an Robert Stieglitz, damit steht es auf meinem Punktzettel jetzt wieder Unentschieden: 93:93.
Ende der zehnten Runde.
Abraham setzt nach wie vor auf reines Konterboxen und bringt dabei ein paar harte Hände ins Ziel. Stieglitz schlägt eine ansatzlose rechte Gerade und erwischt Abraham in einem Moment, in dem die Deckung gerade nicht steht.
An der linken Kopfhälfte von Robert Stieglitz hat sich ein Cut geöffnet, die Haare des Weltmeisters sind blutverschmiert, doch diese Verletzung sollte ihn nicht behindern.
Stieglitz beginnt stark, will offenbar zeigen, dass ihm die Treffer vor Rundenende nicht zugesetzt haben. Der Weltmeister bringt eine schöne Kombination ins Ziel.
Auf geht's in die zehnte Runde.
Rundenpause
Die größte Action haben sich die beiden Boxer in Runde 9 für die Sekunden vor dem Gong aufgehoben. In einem wilden Schlagabtausch brachte Abraham ein paar harte Hände ins Ziel und könnte die Runde - durch den Punktabzug für Stieglitz - mit 10:8 für sich entschieden haben. Damit wäre er dann wieder mit einem Punkt vorne: 84:83 für den Herausforderer.
Der Gong beendet die neunte Runde.
Der Weltmeister reagiert auf den Punktabzug, macht zum Rundenende wieder etwas mehr Dampf, bringt dabei aber keine klaren Treffer ins Ziel. In dieser Phase erinnert das Ganze eher an einen Ring- als an einen Boxkampf.
Jetzt wird es wieder interessant. Nach dem Punktabzug gegen Abraham in der achte Runde wird jetzt auch Robert Stieglitz für sein wiederholtes Klammern ein Punkt abgezogen. Damit ist der Vorteil für den Weltmeister wieder dahin.
Stieglitz macht jetzt etwas weniger. Entweder muss er dem hohen Tempo der ersten Runden Tribut zollen, oder er hat aus der Ecke einen Hinweis bekommen, dass er auf den Punktzetteln führt und es deswegen ruhiger angehen lassen kann.
Wir gehen in das letzte Kampfdrittel. Die neunte Runde beginnt.
Rundenpause
Durch den Punktabzug für Abraham und eine gute Offensivaktion von Stieglitz zum Ende der Runde müsste der Weltmeister diesen Durchgang mit 10:8 für sich entschieden haben. Damit liegt er auf meinem Punktzettel wieder mit 75:74 vorne.
Die achte Runde ist beendet.
Ringrichter Genaro Rodriguez reagiert auf die Beschwerden des SES-Lagers mit einem Punktabzug gegen Abraham. Das könnte angesichts des sehr engen Kampfverlaufs noch wichtig werden.
In seinem Offensivdrang ist Abraham etwas zu ungestüm, schlägt Stieglitz auf den Hinterkopf. Der nutzt die Gelegenheit, zeigt an, dass ihm dieser Treffer zugesetzt hat und nimmt sich eine kurze Auszeit.
Dann setzt Abraham mit einer schönen Kombination aber wieder Akzente, bringt erst einen Haken, dann zwei Jabs ins Ziel.
Stieglitz scheint sich von seiner bislang schwächsten Runde gut erholt zu haben, beginnt wieder gut und bringt zwei schnelle Jabs ins Ziel.
Ring frei zu Runde 8.
Rundenpause
Das war für mich die bisher klarste Runde für Arthur Abraham, der immer ruhiger und sicherer zu werden scheint, je länger dieser Kampf dauert. Damit bei mir jetzt zum ersten Mal die Führung für den Herausforderer: 66:65 für Abraham.
Die siebte Runde ist beendet.
Nachdem Stieglitz sich auf seiner Deckung "ausgetobt" hat, setzt Abraham zu Offensivaktionen an, kommt zwei Mal mit rechten Haken über die Außenbahn ins Ziel und setzt dann wieder einen schönen Jab.
Jetzt macht Abraham mal wieder den altbekannten "Panzer" zu, verschanzt sich hinter seiner Doppeldeckung. Dagegen findet Stieglitz kein Mittel, schlägt relativ einfallslos auf die Deckung.
Arthur Abraham setzt ein paar gute Jabs, macht insgesamt einen recht ruhigen und souveränen Eindruck. Stieglitz wirkt wesentlich aufgeregter in seinen Aktionen, ist aber nach wie vor der aktivere Mann.
Damit beginnt die siebte Runde.
Rundenpause
Stieglitz begann die Runde zwar gut, die klareren Treffer setzte dann aber Abraham, der den Weltmeister sogar kurz zum Wackeln brachte. Für mich mal wieder eine Runde bei Abraham und damit zur Halbzeit 56:56 Unentschieden.
Auch die sechste Runde ist beendet.
Jetzt hat Abraham den Weltmeister mal in der Halbdistanz, wo er ihn haben will, deckt Stieglitz mit harten Haken zum Körper und Kopf ein. Da muss Stieglitz aufpassen. Wenn wir über Abraham eins wissen, dann dass er richtig hart hauen kann, wenn es drauf ankommt.
Abraham kann sich zwar auch aus dieser brenzligen Situation gut befreien, ist aber viel zu oft im Rückwärtsgang. Es sieht fast so aus, als würde der Berliner weglaufen.
Wieder startet Stieglitz stark, treibt Abraham vor sich her und bringt eine schöne Links-Rechts-Kombination ins Ziel. Das ruft das Publikum in Magdeburg auf den Plan, das den Lokalmatadoren lautstark unterstützt.
Die sechste Runde hat begonnen.
Rundenpause
Jede einzelne Runde ist hier sehr schwer zu werten. Ich gebe die fünfte mal wieder an Stieglitz, der einfach mehr für den Kampf tut, auch wenn er in seinen vielen Bemühungen zu ineffizient ist und bleibt.
Ende von Runde 5.
Im Infight bringt Stieglitz einen kurzen Aufwärtshaken ins Ziel, doch Ringrichter Rodriguez hatte offenbar schon das "Break"-Kommando hereingerufen. Deswegen ermahnt er den Weltmeister bereits zum zweiten Mal.
Das Defensivkonzept von Abraham ist gut und funktioniert, aber offensiv ist mir das nach wie vor zu wenig vom Ex-Weltmeister.
Gute Bewegung jetzt von Abraham, der Stieglitz in der Ecke ins Leere laufen lässt und dann mit einem Aufwärtshaken abkontert.
Die ersten Sekunde der Runde gehören wie so oft Stieglitz, der nach vorne marschiert, Abraham ins Seil drückt und dann mit wilden Schwingern eindeckt. Die erzielen zwar keine Wirkung, dürften die Punktrichter aber beeindrucken.
Ring frei zur fünften Runde.
Rundenpause
Zum Ende der Runde setzte Abraham noch mal einen schönen Jab. In diesem Durchgang hatte er klar mehr Treffer im Ziel als der Weltmeister, deswegen muss er die Runde eigentlich gewinnen. Nach vier Runden steht es damit auf meinem Punktzettel 38:38 Unentschieden. Die beiden schenken und nehmen sich nichts.
Das erste Kampfdrittel liegt hinter uns, die vierte Runde ist vorbei.
Abraham boxt jetzt fast "amerikanisch", lässt die Hände tief hängen und zieht seinen Jab von unten zum Kopf. Das ist sehr untypisch für den ehemaligen Meister der Doppeldeckung.
Nach wie vor schlägt Stieglitz viel, aber auch sehr wild. Der Weltmeister bringt wenig klare Hände ins Ziel, schlägt viel auf Abrahams Deckung und in die Luft.
Abraham muss mehr für die Offensive tun. Nur im Rückwärtsgang kann man bei einem engen Kampf vielleicht mal einen WM-Titel verteidigen, aber um Weltmeister zu werden, muss man ein bisschen mehr zeigen.
Und auf geht's in Runde 4.
Rundenpause
Das war eine Runde, die erklärt, warum es Box"Kampf" heißt. Das hier ist bisher sicher nichts für Box-Ästheten. Beide arbeiten sehr verbissen am Mann, keiner kann sich wirkliche Vorteile erarbeiten. Gut für Stieglitz: Solche engen Runden sind im Normalfall beim "Heimboxer" und Weltmeister. 29:18 für Stieglitz.
Der Gong beendet die dritte Runde.
Da beide Boxer gerne mit Hakenserien arbeiten, stoßen sie gelegentlich mit den Köpfen zusammen, wenn sie in der Bewegung sind. Das könnte gefährlich werden und unter Umständen zu Verletzungen führen.
Stieglitz wird für sein intensives Klammern und Herunterdrücken ermahnt. Auf der anderen Seite nimmt Abraham den Kopf nach wie vor sehr tief, wenn es eng wird. Schwerstarbeit also auch für Genaro Rodriguez.
Bei Abraham ist schon eine deutliche Schwellung an der Stirn zu erkennen. Ob die auf Schlagwirkung basiert oder das Resultat eines unabsichtlichen Kopfstoßes war, lässt sich nicht sagen. Aber sie sollte "König" Arthur auch nicht so sehr behindern wie das zuschwellende Auge vor einem Jahr.
Wir gehen in die dritte Runde.
Rundenpause
Abraham kam zum Ende der Runde noch mal mit einem schönen Jab durch und sichert sich damit auf meinem Punktzettel die zweite Runde. 19:19 - Unentschieden.
Ende der zweiten Runde.
Jetzt schafft es Abraham zum ersten Mal, den Weltmeister in der Ringmitte in einen Schlagabtausch zu verwickeln. In diesen Situationen hat er Vorteile, weil er als der härtere Schläger gilt.
Abrahams Beinarbeit ist etwas besser geworden als zu Beginn seiner Karriere, dadurch muss er die Doppeldeckung nicht immer so geschlossen halten, kann auch mal Meidbewegungen zeigen. Trotzdem trifft Stieglitz ihn mit einer schönen Rechten.
Die Aktionen von Stieglitz sind etwas zu wild. Der Weltmeister schlägt mehr, trifft dabei aber weniger als sein Herausforderer. Abraham arbeitet wesentlich effizienter, muss aber aufpassen, dass er sich nicht zu oft ans Seil drängen lässt.
Damit beginnt Runde 2.
Rundenpause
Man merkt beiden an, dass viel auf dem Spiel steht und dass sie die Punktrichter von Beginn an beeindrucken wollen. Stieglitz marschiert nach vorne und bestimmt das Tempo. Damit könnte er die erste Runde knapp gewonnen haben. Aber Abrahams Konter sind blitzgefährlich. Trotzdem: Auf meinem Punktzettel 10:9 für Stieglitz.
Das war die erste Runde.
Aber dann findet der erste rechte Haken von Stieglitz das Kinn von Abraham. Die beiden schenken sich hier von Beginn an nichts.
Stieglitz attackiert, Abraham pendelt gut aus und setzt einen gezielten Konter mit der Linken. Gute Aktion des Herausforderers.
Wenn Stieglitz ihm doch zu nahe kommt, taucht Abraham tief ab. Die Aktion muss daraufhin unterbrochen werden. Allerdings könnte er dafür verwarnt werden, wenn er zu viel auf dieses Mittel setzt.
Stieglitz geht erwartungsgemäß sofort in den Vorwärtsgang, will ähnlich viel Druck ausüben wie im Rematch. Abraham reagiert darauf gut, arbeitet viel mit dem Jab, der auch einige Male ins Ziel kommt.
Ring frei zur ersten Runde.
vor Beginn
Der Vorberichte sind genug geschrieben. Jetzt lassen die beiden Jungs die Fäuste sprechen. Auf geht's, ich wünsche uns allen viel Spaß!
vor Beginn
Bei der offiziellen Vorstellung steht neben Arthurs Bruder Alexander Abraham und dem Trainerteam auch Cruisergewichts-Weltmeister Marco Huck als moralische Unterstützung mit in der Ecke des Herausforderers.
Nationalhymne
Auch wenn Arthur Abraham als Avetik Abrahamyan in Armenien geboren wurde und Robert Stieglitz eigentlich Sergey Shtikhlits heißt und gebürtig aus Russland kommt, freuen wir uns auf ein deutsch-deutsches WM-Duell, weswegen nur die deutsche Nationalhymne erklingt. Diesmal nicht von einem Streichorchester intoniert, sondern live gesungen. Sehr hübsch.
Walk-In Stieglitz
Der Walk-In von Robert Stieglitz erfolgt nicht zu einem Pop- oder Rocksong aus den Charts, sondern zu einer Hymne, die vermutlich den epischen Charakter der bevorstehenden Schlacht unterstreichen soll. Vom Spannungsaufbau her schön gelöst.
Walk-In Abraham
Abraham hat den Weg in den Ring schon gefunden. Er hat sich beim Walk-In ganz klassisch für "Eye of the Tiger" entschieden. Schließlich war "Rocky" gegen Apollo Creed auch der Herausforderer... Ich würde "König" Arthur aber doch sehr empfehlen, mit deutlich kompakterer Deckung zu boxen als Sylvester Stallone in den "Rocky"-Filmen, sonst nimmt das hier kein gutes Ende.
vor Beginn
Und obwohl der Kampfausgang so schwer vorherzusagen ist, gebe ich meine offizielle Prognose ab: Ich glaube, dass wir die vollen 12 Runden erleben und dass Stieglitz am Ende einen knappen Punktsieg einfährt, oder seinen Titel vielleicht sogar mit einem Unentschieden verteidigt. Und dann bekommen wir vielleicht noch einen vierten Teil zu sehen... Aber das ist natürlich reine Spekulation.
vor Beginn
Dass die Prognose zum Kampfausgang so schwerfällt, ist ein sehr gutes Zeichen. Bei (zu) vielen Boxkämpfen - sowohl in Deutschland als auch in der ganzen Welt - scheint vorher klar zu sein, wer den Ring als Sieger verlässt. Heute bin ich geneigt, vom klassischen "Coin Toss" zu sprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Abraham noch mal so sehr von Stieglitz überraschen und überrollen lässt wie vor einem Jahr. Auf der anderen Seite glaube ich auch nicht, dass Stieglitz bei einem Kampf über die volle Distanz so chancenlos ist wie er das im ersten Duell vor anderthalb Jahren war.
vor Beginn
Aber überlassen die beiden Boxer die Entscheidung überhaupt den Punktrichtern? Schwer zu sagen. Beide haben selbstbewusst einen vorzeitigen Sieg angekündigt und für beide - wie auch für uns als neutralen Zuschauer - wäre ein KO als klarstes Ergebnis im Boxen natürlich auch schön. Doch wie der erste Kampf gezeigt hat, sind die beiden auf einem ähnlichen Niveau, und es ist nicht ausgeschlossen, dass wir hier heute die vollen zwölf Runden sehen werden. Auf der anderen Seite haben sowohl Abraham (zu seinen Glanzzeiten im Mittelgewicht, als er sich einen Namen als KO-König machte) als auch Stieglitz (unter anderem im zweiten Kampf gegen Abraham) schon bewiesen, dass sie immer für einen vorzeitigen Sieg gut sind.
vor Beginn
Ein gutes Zeichen für alle, die Angst davor haben, dass es bei einem knappen Kampfverlauf ein Fehlurteil geben könnte, ist die Anwesenheit von WBO-Präsident Francisco "Paco" Valcarcel, der es sich nicht hat nehmen lassen, für diesen wichtigen Kampf als Supervisor aus Puerto Rico anzureisen. Als Präsident wird er mit Sicherheit alles dafür tun, dass am Ende von keiner der beiden Seiten der Begriff "Skandal" fällt.
vor Beginn
Während die "Guano Apes" als Live-Musik-Act den Zuschauern in der GETEC-Arena einheizen, werfen wir noch kurz einen Blick auf die Offiziellen des heutigen Kampfes: Ringrichter ist Genaro Rodriguez aus den USA. Die Punktrichter, auf die am Ende alle sehr genau schauen werden, falls der Kampf über die Runden geht, heißen Michael Pernick (USA), Clark Sammartino (USA) und Paul Thomas (England).
vor Beginn
Einen kleinen Eklat gab es gestern beim offiziellen Wiegen. Arthur Abraham wurde zunächst mit 76,5 kg gewogen, das sind knapp 300 Gramm zu viel als die im Supermittelgewicht zulässigen 76,204 kg. Weil sich der Ex-Weltmeister aber durch ein vorheriges Probe-Wiegen im Hotel sicher war, dass er im Limit sein musste, wurde die Waage überprüft. Und tatsächlich hat wohl ein anderer Boxer "versehentlich" etwas verstellt, so dass die Waage 300 Gramm zu viel anzeigte. Beim dritten Versuch war dieser Fehler korrigiert, so dass beide Boxer offiziell exakt mit dem zugelassenen Gewicht von 76,2 kg in den Ring steigen werden.
vor Beginn
Abrahams "beste Zeit" hatte er zwischen 2005 und 2009, als er ungeschlagener Weltmeister im Mittelgewicht war. Den Aufstieg ins Supermittelgewicht wagte er 2009, um am "Super Six World Boxing Classic" teilzunehmen, dem Turnier der sechs weltbesten Supermittelgewichtler. Robert Stieglitz war zu dem Zeitpunkt zwar auch schon amtierender WBO-Weltmeister, wurde aber trotzdem nicht zu dem Turnier eingeladen. Offiziell wurde er für nicht gut genug befunden, um mit den Besten mitzumischen. Inoffiziell wollte Sauerland als deutscher Partner des Turniers wohl keinen anderen deutschen Teilnehmer eines anderen Promoters zulassen. Fraglich ist aber, ob Stieglitz in dem Turnier mit Andre Ward, Mikkel Kessler und Carl Froch besser abgeschnitten hätte als Abraham, der mit drei Niederlagen vorzeitig ausschied.
vor Beginn
Arthur Abraham ist mit 34 Jahren zwei Jahre älter und mit 1,75 Meter fünf Zentimeter kleiner als sein Herausforderer. Obwohl er jünger ist, hat Robert Stieglitz mehr Profi-Kämpfe bestritten. Von insgesamt 49 Kämpfen konnte er 46 gewinnen, 26 davon durch KO. Die KO-Quote von "König" Arthur ist etwas besser: 28 seiner 38 Siege feierte er vorzeitig, vier Mal verließ er den Ring als Verlierer.
vor Beginn
Jetzt aber weg von der Box-Politik und dem, was hinter den Kulissen passiert. Wenden wir uns stattdessen dem Sportlichen und den "technischen Daten" der beiden Boxer zu.
vor Beginn
Für Sauerland und seinen TV-Partner war das verlorene "Purse Bid" natürlich eine schallende Ohrfeige. Der Berliner Stall gilt nach wie vor als Marktführer in Deutschland. Doch SES zeigt mit dem Gebot, dass sich die Kräfteverhältnisse durchaus ändern könnten. Von diesem Kampf hängt also sehr viel ab. Nicht nur für die beiden Boxer sondern auch für ihre Promoter geht es heute vielleicht nicht zwingend um alles und mit Sicherheit nicht ums Überleben. Trotzdem steht eine Menge auf dem Spiel.
vor Beginn
Wie sich die Ausgaben für so eine Veranstaltung refinanzieren, hat der deutsche Boulevard im Laufe der vergangenen Woche vorgerechnet. Der übertragende TV-Sender soll 1,8 Millionen Euro für die exklusiven Live-Rechte bezahlen, hinzu kommen Einnahmen aus den Ticket-Verkäufen (die GETEC-Arena ist ausverkauft), Sponsoring sowie internationalen TV-Rechte-Handel. Ulf Steinforth und sein SES-Stall werden also an dem sehr hohen Gebot mit Sicherheit nicht pleite gehen, sondern an diesem großen Abend auch noch gutes Geld verdienen.
vor Beginn
Auch Stieglitz wird mit Sicherheit nicht mit den kompletten 2.351.250,- US-Dollar nach Hause gehen, die ihm laut "Purse Bid" als Börse zustehen würden. Sein Promoter Ulf Steinforth wird sich vermutlich schon vor der Versteigerung mit dem Weltmeister auf eine feste Börsenzahlung geeinigt haben, die deutlich unterhalb dieses Betrages liegt. Schließlich ist es wie bereits erwähnt für den Boxer ein großer Vorteil, wenn sein Promoter in so einem wichtigen Kampf der Gastgeber und Hausherr ist.
vor Beginn
Die gebotene Summe wird dann übrigens als komplette Kampfbörse zwischen Weltmeister und Herausforderer aufgeteilt. An Stieglitz gehen laut Verbandsregeln 75 Prozent des gebotenen Betrages, Abraham muss sich mit 25 Prozent begnügen, was bedeutet, dass er heute Abend 783.750,- US-Dollar verdient. Allerdings muss er von diesem Geld noch einen gewissen Prozentsatz (üblicherweise um 20 Prozent) an seinen Promoter abtreten und außerdem seinen Trainer Uli Wegner bezahlen.
vor Beginn
Das Recht, den Kampfabend ausrichten zu dürfen, hat sich SES übrigens teuer erkauft. Beim sogenannten "Purse Bid", der Versteigerung des Kampfes durch den Weltverband WBO, bot Ulf Steinforth 3.135.000,- US-Dollar für den WM-Kampf. Damit war Sauerland mit seinem Gebot von 1.541.414,- US-Dollar deutlich geschlagen. Zur Erklärung: Die "Purse Bids" sind keine offenen Versteigerungen, bei denen man sich gegenseitig durch Handzeichen überbietet. Man reicht verschlossene Umschläge ein, muss also vorher spekulieren, wie viel die andere Partei wohl investieren würde. Offenbar hat Steinforth seine Kollegen von Sauerland etwas überschätzt, sonst hätte er den einen oder anderen Dollar sparen können...
vor Beginn
Eine nicht ganz unwichtige Änderung gibt es übrigens im Vergleich zu den ersten beiden Aufeinandertreffen: Während sowohl beim ersten Kampf in Berlin als auch beim zweiten Duell in Magdeburg der Berliner Sauerland-Stall von Arthur Abraham der Promoter und damit Gastgeber der Veranstaltung war, sicherte sich Stieglitz-Promoter Ulf Steinforth (SES) die Rechte am dritten Kampf. Damit haben wir heute in mehrerer Hinsicht neue Vorzeichen. Stieglitz steigt als Weltmeister und "Heimboxer" in den Ring. Damit dürfte er bei knappem Kampfverlauf auf den Scorekarten der drei Punktrichter einen kleinen Vorteil haben. Abraham muss also im Zweifel mehr riskieren und eher auf den KO setzen.
vor Beginn
Es war offensichtlich, dass Stieglitz und sein Team aus dem ersten Kampf die richtigen Lehren gezogen und sich für das Rematch einen exzellenten "Game Plan" zurecht gelegt hatten. Nun ist die entscheidende Frage, was Abraham und sein Coach Uli Wegner aus den zwei bisherigen Kämpfen gelernt haben und ob sie auf die stürmischen Angriffe von Robert Stieglitz diesmal die richtige Antwort parat haben.
vor Beginn
Im ersten Kampf setzte sich Abraham über die volle Distanz von 12 Runden relativ klar und ungefährdet nach Punkten durch. Die allermeisten Experten erwarteten für das Rematch einen ähnlichen Verlauf. Abraham galt gemeinhin als der bessere Boxer. Doch dann überraschten Stieglitz und sein Trainer Dirk Dzemski den damaligen Weltmeister mit einer Art Überfall-Taktik. Stieglitz gab vom ersten Gong an Vollgas und prügelte so wild auf Abraham ein, dass dessen Auge sehr schnell so stark zuschwoll, dass er den Kampf zu Beginn der vierten Runde nicht fortsetzen konnte.
vor Beginn
In diese epische Reihe kann sich das Duell zwischen Abraham und Stieglitz zwar nicht einreihen, aber Spannung verspricht der dritte Kampf nach dem Verlauf der ersten beiden Aufeinandertreffen allemal.
vor Beginn
Trilogien - also drei Kämpfe zwischen zwei Boxern - haben eine lange und glorreiche Tradition. Ein paar prominente Beispiele gefällig? Muhammad Ali vs. Joe Frazier, Sugar Ray Leonard vs. Roberto Duran, Evander Holyfield vs. Riddick Bowe, Manny Pacquiao vs. Erik Morales, Arturo Gatti vs. Mickey Ward - um nur einige zu nennen.
vor Beginn
Zwischenzeitlich - von August 2012 bis März 2013 - hatte Stieglitz "seinen" Gürtel an Arthur Abraham "verliehen". Im ersten Duell der beiden am 25. August 2012 in der O2 World in Berlin siegte Abraham über 12 Runden einstimmig nach Punkten. Den Rückkampf in der Magdeburger GETEC-Arena gewann Stieglitz durch TKO in der vierten Runde. Heute kommt es nun also - ebenfalls in der GETEC-Arena - zum entscheidenden dritten Kampf, der die Trilogie abschließen soll.
vor Beginn
Auf dem Spiel steht heute Abend der WM-Gürtel nach Version der WBO. Stieglitz ist nicht nur der amtierende Weltmeister, er hält den Titel schon zum zweiten Mal und konnte ihn seit 2009 insgesamt acht Mal erfolgreich verteidigen, zuletzt am 19. Oktober 2013 mit einem einstimmigen Punktsieg über Isaac Ekpo.
vor Beginn
Herzlich willkommen in Magdeburg zum WM-Kampf im Supermittelgewicht zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham