Wladimir Klitschko
vs.
Alexander Povetkin
W. Klitschko
Geburtsd.:
25.03.1976
Größe:
1.98 m
Gewicht:
111,456 kg
Nationalität:
Ukraine
Bilanz:
64 (53 KOs) - 4 (3 KOs) - 0
Kampfname:
Dr. Steelhammer
A. Povetkin
Geburtsd.:
02.09.1979
Größe:
1.88 m
Gewicht:
kg
Nationalität:
Russland
Bilanz:
26 (18 KOs) - 0 - 0
Kampfname:
Russian Vityaz
Letzte Aktualisierung: 10:47:35
Ticker-Kommentator: Malte Müller-Michaelis
 
 
Ich verabschiede mich aus Moskau, wo es bereits ein Uhr in der Nacht ist, danke wie immer für die Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen noch ein angenehmes Wochenende.
 
 
Wladimir KLITSCHKO bleibt also Weltmeister im Schwergewicht der WBA, IBF und WBO. Wir haben schon deutlich einseitigere Fights des Ukrainers gesehen. Werbung für die Schönheit des Boxsports war die Klammerorgie zwar nicht, aber immerhin zumindest phasenweise unterhaltsam.
 
 
Klitschko und Povetkin umarmen sich und demonstrieren Einigkeit. Das ist ja das Schöne am Boxen: Aus vielen erbitterten Feinden vor und während eines Kampfes sind im Nachhinein gute Freunde geworden. Diese beiden hatten sich schon vorher mit gegenseitigen Respektbekundungen überhäuft und gratulieren sich auch nach Kampfende artig. Im Publikum geht es da schon etwas heißer her: Einige Zuschauer in Moskau haben sich vom Geschehen im Ring zu eigenen Faust- und Ringkämpfen animieren lassen. Doch auch die sollten jetzt alle beendet sein, da sich die Olympisky Arena doch ziemlich schnell leert.
 
 
Über die genaue Höhe der Wertung mag man sich streiten - in den Augen der Punktrichter hat Klitschko tatsächlich jede einzelne Runde gewonnen - aber der generelle Kampfausgang kann nicht in Frage stehen. Wladimir Klitschko gewinnt verdient gegen Alexander Povetkin, der sich gleichwohl heldenhaft geschlagen hat.
 
 
Oha, 119:104 auf allen drei Punktzetteln, das ist aus meiner Sicht ein zu deutliches Resultat. Klitschko verteidigt seine zahlreichen Gürtel, mit denen er jetzt behängt wird wie ein Armadillo.
 
 
Auf meinem Punktzettel steht es am Ende 114:108 für Klitschko. Wegen der vielen Niederschlägen und Punktabzüge könnte die Addition ein bisschen länger dauern als bei anderen Kämpfen, in denen jede Runde - so oder so - 10:9 endet.
 
 
Die Halle feiert Povetkin frenetisch. Auf das Ergebnis wird das aber keinen Einfluss mehr haben. Zum einen müssen die Runden bekanntlich einzeln (und nach Ablauf der jeweiligen Runde) gewertet werden. Zum anderen sind alle drei Judges erfahren genug, die Fan-Reaktionen auszublenden.
 
 
Auf das Punkteurteil warten wir gemeinsam mit den 14.000 Zuschauern in Moskau. Wladimir Putin wurde übrigens - entgegen aller Ankündigungen - nicht gesichtet. Das ist angesichts des Kampfverlaufs aber vielleicht auch ganz gut so. Wladimir Klitschko sollte seinen Herausforderer (und Putin-Freund) Alexander Povetkin deutlich besiegt haben.
 
Povetkin versucht es am Ende noch einmal mit einem linken Schwinger, aber dann ist der Fight zu Ende!
 
Povetkin kommt erneut zu Fall. Aber halb stolperte er, halb schubste Klitschko ihn hin.
 
Povetkins Handschuhe müssen noch einmal neu getapet werden. Wahnsinn, ohne mich wiederholen zu wollen, wie viel der Russe hier eingesteckt hat. Und da waren einige harte Treffer dabei, wenn man etwa an die siebte Runde denkt.
 
Ring frei für die zwölfte Runde. Klitschko kann unter normalen Umständen nur noch durch KO verlieren. Aber was ist im Boxen schon normal?
 
Das haben nicht viele erwartet: Der Kampf geht tatsächlich in die zwölfte und letzte Runde.
Rundenpause
 
Die elfte Runde muss man eigentlich mit 10:8 an Povetkin geben, der ein enormes Kämpferherz gezeigt hat und außerdem vom Punktabzug für Klitschko profitiert. Am Ausgang des Kampfes sollte das nichts ändern. Im Fußball würden wir von der viel zitierten "Ergebniskosmetik" sprechen.
 
Das war es mit der vorletzten Runde.
 
Klitschko erhält einen Punktabzug wegen Drückens und Schiebens. Offensichtlich will er aber auf Zeit setzen.
 
Unglaublich, aber wahr, Alexander Povetkin kommt tatsächlich noch einmal zurück in den Fight. Wer hätte das gedacht? Wir jedenfalls nicht.
 
Ring frei zur elften und vorletzten Runde.
Rundenpause
 
Man muss den Hut ziehen vor Alexander Povetkin, dass er so lange durchhält. Aber mit dem formschönen Kassieren von Jabs kann man keine Runden und auch keinen Kampf gewinnen.
 
Und auch diese Runde ist beendet.
 
Der Russe fliegt schon lange auf Autopilot. Außer dem Mute der Verzweiflung kann ihn hier nichts mehr retten.
 
Neben dem Jab trifft Klitschko auch mal wieder mit der Rechten. Povetkin scheint schon jenseits von gut und böse zu sein.
 
Wieder setzt Klitschko harte Treffer, während Povetkin auf ihn zuläuft. Das wird nicht mehr lange gutgehen.
 
Auf geht's in die zehnte Runde.
Rundenpause
 
Wieder eine klare Klitschko-Runde. Ich würde es der Ecke von Povetkin nicht verübeln, wenn sie das Handtuch werfen würde. Es ist jetzt doch eine sehr einseitige Angelegenheit.
 
Die neunte Runde ist beendet.
 
Klitschko bringt fünf Jabs in Folge ins Ziel. Wenn der Ukrainer ernst machen würde, könnte es jeden Moment zu Ende sein.
 
Der Russe will noch mal angreifen, wird aber von einem schönen linken Haken abgefangen.
 
Povetkin stolpert in die neunte Runde, liegt mal wieder am Boden. Dafür war aber definitiv keine Schlagwirkung verantwortlich. Deswegen auch kein Anzählen und kein weiterer Punktverlust.
 
Die neunte Runde läuft.
Rundenpause
 
Diese sehr aktionsarme Runde geht wahrscheinlich an Klitschko, aber eigentlich dürfte das schon egal sein.
 
Das war die achte Runde.
 
Jetzt ist es wieder eher Engtanz als Boxen. Schade dass Klitschko nicht den Sack zumacht, sondern scheinbar den ungefährdeten Punktsieg nach Hause bringen will.
 
Povetkin findet kein Mittel mehr. Der Dampf scheint spätestens seit den drei Niederschlägen raus zu sein.
 
Klitschko hat jetzt alles im Griff, und es scheint eine Frage der Zeit zu sein, wann der Kampf zu Ende ist.
 
So oder so, wir kommen dem Ende näher. Die achte Runde läuft.
Rundenpause
 
Diese Runde geht wegen der drei Niederschläge mit 10:7 oder sogar 10:6 an Klitschko.
 
Povetkin übersteht auch diese Runde irgendwie und kommt in die Pause. Aber lange geht das nicht mehr gut.
 
...und wieder geht Povetkin zu Boden. Kleine Regelkunde: Drei Niederschläge in einer Runde bedeuten nicht automatisch das Ende des Kampfes, wie wir spätestens jetzt wissen. Es geht weiter.
 
Wieder ist eine harte Rechte von Klitschko im Ziel...
 
...und der Russe muss wieder zu Boden, diesmal aber eindeutig zumindest aufgrund der Vielzahl der Treffer, die er kassieren musste.
 
KJetzt will Klitschko das Ende herbeiführen, prügelt wie ein Wahnsinniger auf Povetkin ein.
 
Povetkin geht wieder zu Boden und wird angezählt, wurde aus meiner Sicht aber eher umgerissen, als wirklich niedergeschlagen.
Rundenpause
 
Zur Halbzeit hat Povetkin bei mir zwei Runden "geklaut", vier Runden (inklusive der sechsten) sind eher bei Klitschko. Wenn man den Punktabzug wegen des Niederschlags mit hinzunimmt, steht es damit zur Halbzeit 58:55 für den Ukrainer.
 
Im Lärm wäre fast der Rundengong untergegangen. Das war die sechste Runde.
 
Das Publikum ist auf den Beinen und schreit Povetkin nach vorne.
 
...und kassiert dafür zum wiederholten Male Pfiffe, weil es einfach das Kampfgeschehen zerstört.
 
Langsam wäre es für Ringrichter Luis Pabon an der Zeit, nach der frühen Ermahnung an Klitschko wegen Haltens und Klammerns noch mal nachzulegen. Der Ukrainer unterbindet nach wie vor jede Offensivaktion des Russen, indem er sich auf den Körper des Herausforderers lehnt.
 
Klitschko schafft es jetzt wieder besser, sich seinen Gegner vom Leibe zu halten. Zwei schöne Jabs sind voll im Ziel.
 
Wir gehen in die sechste Runde.
Rundenpause
 
Ich denke, diese Runde muss man Povetkin geben, weil er zwei klare Hände im Ziel hatte, während Klitschko kaum klare Aktionen hatte.
 
Ende der fünften Runde.
 
Für sein exzessives Klammern erntet Klitschko ein Pfeifkonzert. Das kennt der Ukrainer so auch nicht.
 
Povetkin springt in den Mann und trifft mit einem linken Haken an Klitschkos Kinn. Der ist zwar überrascht, scheint aber nicht ernsthaft mitgenommen zu sein.
 
Schaden scheinen die Einzeltreffer von Povetkin bislang aber nicht anzurichten. Stattdessen scheint sich Klitschko von Minute zu Minute sicherer zu fühlen. Das ewige Klammern und Auf-den-Gegner-Lehnen ist aber nicht schön mit anzuschauen.
 
Povetkin kommt mit einem rechten Haken über die Außenbahn durch. Das ist bemerkenswert, weil eher ungewöhnlich für einen Klitschko-Kampf.
 
Ring frei zu Runde fünf.
Rundenpause
 
Nach einer spektakulären Anfangsphase entwickelt sich immer mehr ein typischer Klitschko-Kampf. Der Dreifach-Weltmeister dominiert mit seinem Jab und sichert sich so auch diese Runde. Wenn das so weitergeht, wird es bitter für Povetkin.
 
Das war die vierte Runde.
 
Klitschko will die Rechte abfeuern, schlägt aber vorbei. Dafür kommt er mit dem Jab zum wiederholten Mal durch und beginnt, Povetkin zu zermürben.
 
Doch der Russe lässt sich davon nicht beeindrucken, marschiert tapfer weiter nach vorne und schafft es, Klitschko in den Rückwärtsgang zu drängen. Wenn er "wegläuft", sieht der Ukrainer immer recht ungelenk aus.
 
Jetzt macht der Ukrainer das, was wir von ihm kennen: Der lange Jab lässt Povetkins Kopf ein paar Mal nach hinten schnalzen.
 
Gute Aktion des Russen, der mit rechts antäuscht und dann einen linken Haken an Klitschkos Kopf anbringen kann.
 
Der Gong läutet die vierte Runde ein.
Rundenpause
 
Das Kampfgeschehen hat sich etwas beruhigt. Klitschko sollte diese Runde mit den wenigen klareren Treffern für sich entschieden haben.
 
Ende von Runde drei.
 
Povetkin versucht es jetzt mal seinerseits mit seinem Jab, hat aber zu kurze Arme. So kann er Klitschko nicht beeindrucken.
 
Povetkin bleibt im Vorwärtsgang. Angst kann man ihm wirklich nicht vorwerfen. Klitschko fängt ihn mit einer schönen Links-Rechts-Kombination ab. Povetkin atmet schwer.
 
Da geht einer dieser bekannt schnellen Jabs von Klitschko durch die Deckung des Russen. Dieses Stilmittel setzt der Ukrainer bislang noch relativ selten ein,
 
Guter Beginn von Povetkin, der von dem Treffer zum Rundenende zwar mitgenommen war, sich aber fürs Erste erholt zu haben scheint.
 
Die dritte Runde hat begonnen.
Rundenpause
 
Das ist bis jetzt schon wahrscheinlich der spektakulärste Klitschko-Kampf seit Jahren. Durch den Niederschlag verbucht der Champion eine 10:8-Runde für sich.
 
Nachdem der Russe wieder auf den Beinen ist, ist die Runde beendet.
 
Doch dann schlägt Klitschko eiskalt zurück, trifft mit einer harten Geraden und Povetkin muss zum ersten Mal zu Boden.
 
Erster guter Treffer von Povetkin, Klitschko scheint den gespürt zu haben.
 
Das sieht man selten, Klitschko wird von Ringrichter Pabon schon früh für sein exzessives Halten und Klammern ermahnt.
 
Die Defensivtaktik von Klitschko lässt das Ganze eher zu einem Ringkampf werden. Povetkin versucht es mal mit einem Körperhaken, schlägt dann auch in Richtung Kopf, kommt aber schlicht nicht an.
 
Klitschko feuert nicht sein bekanntes Jab-Feuerwerk ab, sondern zieht sofort mit der Rechten durch. Es scheint so, als wollte er den Kampf schnell beenden.
 
Auf geht's in die zweite Runde.
Rundenpause
 
Povetkin hat stark begonnen und dürfte diese erste Runde "geklaut" haben. Klitschko muss mehr machen und scheint sich noch nicht wirklich wohl zu fühlen.
 
Damit endet die erste Runde.
 
Zum Ende der Runde geht Povetkin zu Boden, wurde aber geworfen und nicht von einem Schlag getroffen, deswegen kein Anzählen und kein Punktabzug.
 
Klitschko hat offensichtlich tatsächlich so viel Respekt wir er vorher behauptet hatte, beginnt sehr verhalten.
 
Das Problem mit Klitschko: Immer wenn ihm jemand zu nah kommt, klammert er und lehnt sich mit seinen gut 100 Kilogramm von oben auf den Gegner. Das ist wahnsinnig anstrengend und verhindert, dass der Gegner treffen kann.
 
Povetkin beginnt sehr offensiv, das muss er auch. Er versucht , Klitschko früh aus seine "Komfort Zone" zu bringen, wie Ex-Weltmeister Ruslan Chagaev gefordert hatte, der schon mit beiden im Ring stand.
 
Es geht los - Ring frei zur ersten Runde!
vor Beginn
 
Wenn wir noch ein letztes Indiz dafür gebraucht hätten, dass es nun tatsächlich zur Sache geht, bekommen wir das von Michael Buffer mit seinem berühmten (und patentierten) Satz geliefert: Die Olympiskyi Arena ist "ready to rumbleeeeeeeeeee!"
vor Beginn
 
Die erste Runde geht an den Russen - aber nur beim Hymnesingen und der lautstarken Unterstützung dabei aus dem Publikum.
vor Beginn
 
So viel Zeit muss sein: Die Hymnen werden natürlich auch noch intoniert. Und das wiederum live.
vor Beginn
 
Da sind sie also, beide Kontrahenten stehen sich endlich im Ring gegenüber. Michael Buffer wird sie uns gleich noch mal in aller Ausführlichkeit vorstellen, dann kann es losgehen.
vor Beginn
 
Schade, die Red Hot Chili Peppers sind nicht persönlich vorbeigekommen, um den Walk-In von Wladimir Klitschko live zu begleiten. "Can't Stop" kommt wie üblich vom Band - und der Weltmeister ist auf dem Weg zum Ring.
vor Beginn
 
Der volkstümliche Walk-In Song wird übrigens von drei stimmgewaltigen Kosaken live gesungen. Das kann man durchaus mal so machen.
vor Beginn
 
Jetzt ist es endlich soweit: Walk-In für Alexander Povetkin, dem vor diesem Kampf noch schnell der Spitzname "Russian Vityaz" verliehen wurde, was im Deutschen gemeinhin mit "Russischer Ritter" übersetzt wird, aber ursprünglich die Bezeichnung für ein 1913 gebautes Flugzeug war. Mal schauen, ob Povetkin heute Flügel wachsen und er über sich hinauswächst. Der Lärm in der Olympiskyi Halle ist jetzt in jedem Fall schon mit einem Flugzeugstart vergleichbar.
vor Beginn
 
Nach dem Rockkonzert folgt der Kinoabend. Da haben es die Organisatoren in Moskau aber gut gemeint und fast eine abendfüllende Dokumentation über die beiden Kontrahenten gedreht...
vor Beginn
 
Was früher das vereinzelte Blitzen von Fotoapparaten war, ist heute ein Dauerleuchten aus Tausenden Mobiltelefonen, mit denen das "Warm-Up" zum Kampf mitgefilmt wird. YouTube und Facebook freuen sich auf viele hochgeladene Handy-Videos in den nächsten Stunden und Tagen.
vor Beginn
 
Die Produzenten der Show in Russland haben entweder eng mit RTL zusammengearbeitet oder sich eine ganze Menge abgeguckt. Der Einspieler, der jetzt läuft, hat in jedem Fall eine ähnlich hohe Qualität wie bei anderen Klitschko-Kämpfen auch. Und er erfüllt seinen Zweck: Die Spannung in der Halle steigt.
vor Beginn
 
Jetzt ist Michael Buffer im Ring - und hat sich einen Dolmetscher mitgebracht, der auf Russisch übersetzt. Das gefällt den 14.000 in der Olmypiskyi Halle noch besser als der grau melierte Buffer.
vor Beginn
 
Nach einer gefühlten Stunde des angespannten Wartens läuft jetzt auf den überdimensionierten Videowänden ein Countdown. Ich nehme das mal als gutes Zeichen. Neben mir sitzt der KMG-Pressechef Klaus-Peter Dittrich, der auch nicht weiß, wann und wie es losgeht.
vor Beginn
 
In einer Ecke unterm Dach haben sich doch ein paar Klitschko-Fans versammelt, die es gerade mit lauten Anfeuerungsschreien versuchten und gnadenlos niedergepfiffen wurden. Stimmungsmäßig kann das hier ein spannender Abend werden.
vor Beginn
 
Stichwort Auswärtsspiel für Wladimir Klitschko: Während des Spannungsaufbaus sind die russischen Fahnen noch deutlich in der Überzahl. Ein ungewohntes Bild für den Weltmeister, der ansonsten - auch wenn er in Deutschland boxt - ukrainischen Fähnchen verteilen lässt.
vor Beginn
 
Es hat sich ausgerockt - stattdessen dröhnt ein Pulsschlag durch die Halle. Jetzt könnte es tatsächlich langsam ernst werden.
vor Beginn
 
Ich habe Zeit das alles zu schreiben, da momentan in der Olmympiskyi Arena noch ein Rockkonzert läuft. Warum auch nicht? Vielleicht musste die Band auch Strecke machen, weil Wladimir Putin sich verspätet. Wer weiß? Mich hat der Präsident zumindest noch nicht persönlich begrüßt.
vor Beginn
 
Interessant: Während die Präsidenten der Weltverbände IBF (Daryl Peoples) und WBO (Paco Valcarcel) wie bei fast jedem Klitschko-Kampf persönlich nach Moskau angereist sind, ist ausgerechnet der Chef der "ausrichtenden" WBA Gilberto Mendoza nicht vor Ort, sondern lässt sich von Michael McAleenan aus den USA vertreten. Offiziell war nur zu hören, dass Mendoza "aus persönlichen Gründen" verhindert sei. Das müssen schon schwerwiegende Gründe sein, wenn sich einer der ansonsten durchaus nicht öffentlichkeitsscheuen Würdenträger ein solches Highlight entgehen lässt, mit dem - das darf man nicht vergessen - ja auch die Verbände viel Geld verdienen.
vor Beginn
 
Bevor es ernst wird, werfen wir noch einen Blick auf die Offiziellen des heutigen Abends: Ringrichter ist der erfahrene Luis Pabon aus Puerto Rico, als Punktrichter haben Ted Gimza und Glenn Feldman aus den USA sowie der Belgier Philippe Verbeke aus Belgien das letzte Wort, wenn der Kampf über die Runden gehen sollte. Dass die drei Punktrichter grundsätzlich wissen, was sie zu tun haben, konnten sie schon beim Vorkampf zwischen Ruslan Chagaev und Jovo Pudar unter Beweis stellen. Alle drei sahen - vollkommen zurecht - Chagaev vorne.
vor Beginn
 
Die Arena ist mittlerweile voll besetzt - wobei man wissen muss, dass die Organisatoren nur ein gutes Drittel der riesigen Olympiskyi-Halle überhaupt nutzen und die Kapazität so auf 14.000 Tickets verknappt haben, die schon seit Wochen ausverkauft sind.
vor Beginn
 
Sehr schön waren übrigens auch die Kommentare von Ryabinsky in Bezug auf das aus Sicht vieler Beobachter "zu hohe" Gebot für die Schwergewichts-WM: "Ich freue mich immer, wenn Leute sich Sorgen darum machen, wie ich mein Geld ausgebe, aber es geht hier um mehr als einen einfachen Boxkampf. Wenn ich nur zusehen wollte, wie sich zwei Leute prügeln, wären 23 Millionen Dollar mit Sicherheit ein zu hoher Preis. Aber wegen dieses Kampfes schaut die Welt nach Moskau. Das war unser Ziel. In Russland ist es üblich, dass wir als erfolgreiche Geschäftsleute etwas an unser Land zurückgeben."
vor Beginn
 
Für Andrey Ryabinsky, der den Kampf veranstaltet, soll es übrigens nicht der einzige Ausflug ins Promoterfach bleiben. "Wir haben noch viel vor", kündigte der Milliardär an, der als einer der größten Baulöwen Russlands zu seinem Vermögen kam. "Unsere nächsten Schritte sind schon geplant, und sie werden mindestens ebenso spektakulär wie Klitschko vs. Povetkin." Das klingt fast wie eine Drohung.
vor Beginn
 
In der Olympiskyi Arena ist gerade der letzte Vorkampf zu Ende gegangen. Grigory Drozd ist neuer Europameister im Cruisergewicht, nachdem er den amtierenden Champion Mateusz Masternak aus Polen durch TKO besiegen konnte. Masternak steht übrigens wie Povetkin beim Berliner Sauerland-Stall unter Vertrag. Jetzt weiß Familie Sauerland also schon, wie es sich anfühlt, in Moskau zu verlieren. Mal schauen, ob das auch für den Hauptkampf ein schlechtes Omen ist.
vor Beginn
 
Auch wenn der Kampf durch das extrem hohe Gebot, die geschilderte politische Dimension und Povetkins Status als ungeschlagener "regulärer Weltmeister" etwas Besonderes ist, erwarten die meisten Beobachter im Ring "Business as usual" und einen "typischen Klitschko". Der Ukrainer wird versuchen, sich seinen russischen Gegner mit dem langen Jab vom Leib zu halten. Da Klitschko wie bereits erwähnt deutlich größer ist und eine um 15 Zentimeter größere Reichweite hat als Povetkin, sollte dies auch gelingen. Povetkin muss versuchen, in die Halbdistanz oder den Infight zu kommen, wenn er überhaupt etwas bewegen will, was gegen einen Klitschko aber deutlich leichter gesagt als getan ist. Eine reelle Chance räumen Povetkin nur sehr wenige (und sehr russische) Zuschauer ein.
vor Beginn
 
Aber neben vielen Unterschieden haben die beiden Kontrahenten des heutigen Abends auch vieles gemeinsam: Beide waren vor Beginn ihrer Profi-Karriere Olympiasieger (Klitschko 1996 in Atlanta, Povetkin 2004 in Athen) und beide heißen mit zweitem Vornamen Wladimirowitsch.
vor Beginn
 
Und wo wir gerade bei Statistiken sind: Mit 313 geboxten Runden als Profi hat Klitschko in seinen 17 Jahren als Profi mehr als doppelt so lang im Ring gestanden wie Povetkin (147 Runden), der allerdings auch erst seit acht Jahren Profi ist.
vor Beginn
 
Um das noch mal in Relation zu setzen: Klitschko hat allein 22 WM-Kämpfe absolviert. Und auch eine weitere Erfahrung hat "Dr. Steelhammer" seinem heutigen Gegner "voraus": Klitschko hat schon drei Niederlagen in seinem Kampfrekord, während Povetkin noch ungeschlagen ist. Der Russe konnte alle seine 26 Kämpfe gewinnen, davon auch immerhin schon fünf WM-Duelle.
vor Beginn
 
Apropos Wiegen: Klitschko bringt mit 109,6 Kilogramm ein paar mehr Pfund auf die Waage als Povetkin (102,4 kg), der mit 1,88 Meter aber auch zehn Zentimeter kleiner ist als der jüngere Klitschko-Bruder. Der ukrainische Dreifach-Weltmeister ist mit 37 Jahren drei Jahre älter als sein russischer Herausforderer und hat schon 63 Profi-Kämpfe auf dem Buckel, während Povetkin "nur" 26 Kämpfe als Profi bestritten hat.
vor Beginn
 
Inzwischen scheinen die offenen Fragen aber soweit geklärt, dass das Team von Klitschko pünktlich zum gestrigen Wiegen erschienen ist und auch heute schon in der Halle gesichtet wurde. Es ist also grundsätzlich alles bereit für einen großen Box-Abend.
vor Beginn
 
Für Wladimir Klitschko und sein Management bedeutet dies eine ungewohnte Situation. Da sie nicht selber "Gastgeber" der Veranstaltung sind, also den Kampf ausrichten, mussten sie einige Kröten schlucken und sich auf Kompromisse einlassen. Das kann vor allem Manager Bernd Bönte nicht schmecken, der dafür bekannt ist, gerne alles unter Kontrolle zu haben. Folgerichtig klagte Bönte unter der Woche: "Es läuft nicht, wie es laufen soll. Diverse Dinge, die im Kampfvertrag festgeschrieben sind, werden noch nicht umgesetzt." Das hat sich Bönte unter Umständen auch selber zuzuschreiben, immerhin umfasst der angesprochene Vertrag stolze 40 Seiten.
vor Beginn
 
Hrunov ist der ehemalige Manager von Alexander Povetkin, allerdings hatten sich die beiden Anfang des Jahres getrennt. Später wurde bekannt, dass Hrunov nur als "Strohmann" im Auftrag des Milliardärs Andrey Ryabinsky gehandelt hat. Der wiederum gilt als guter Freund und enger Vertrauter Putins. Und spätestens seit das staatliche Öl-Unternehmen "Rosneft" bekannt gegeben hat, dass es die Hälfte aller Kosten übernehmen werde, scheint klar, dass der Präsident an dem Ersteigerungs-Coup nicht ganz unschuldig ist.
vor Beginn
 
Dass der Kampf in Moskau stattfindet, ist dementsprechend kein Zufall. Offiziell ersteigerte der Promoter Vlad Hrunov das WM-Duell im April das angeordnete Duell zwischen "Super Champion" und "regulärem Weltmeister" am WBA-Hauptsitz in Panama für die bemerkenswerte Summe von 23.233.330,- US-Dollar. Nicht nur die Tatsache, dass der Kampf nach Russland geht, sondern auch die Höhe des Gebots überraschten die Boxwelt - zumal Hrunov deutlich mehr geboten hatte als die Klitschko-Promotion K2 (7.130.000,- Dollar) und Povetkins Promoter Sauerland Event (6.014.444,- Dollar) zusammen.
vor Beginn
 
Auch wenn das vielleicht ein bisschen viel der Ehre ist, darf man nicht unterschätzen, dass das heutige Duell durchaus eine politische Dimension hat. Wladimir Putin wird als Ehrengast erwartet. Der russische Präsident ist bekennender Kampfsport-Fan und aktiver Judoka. Zudem verbindet Putin und Alexander Povetkin dieselbe Parteizugehörigkeit. Povetkin ist sogar Abgeordneter im Regionalparlament von Kursk für die Partei "Einiges Russland".
vor Beginn
 
Aber natürlich stehen heute nicht nur Weltmeister-Ehren auf dem Spiel. Von manchen Kollegen wurde das Duell zwischen Klitschko und Povetkin zum "Machtkampf um Moskau" hochstilisiert.
vor Beginn
 
Einen möglichen Anwärter auf die WBA-Krone konnten die Zuschauer in der Olympiskyi Arena in Moskau heute Abend schon bewundern: Ex-Weltmeister Ruslan Chagaev konnte im Rahmenprogramm vor wenigen Minuten einen Punktsieg über den Serben Jovo Pudar feiern und seinen Gegner dabei in der dritten und achten Runde zu Boden schicken. Das kann ich Ihnen so genau schildern, da ich heute live aus der Halle in Moskau berichte - zumindest solange die Internet-Verbindung hält...
vor Beginn
 
Mit Artikeln von Box-Journalisten weltweit über den Sinn und Unsinn, in ein und demselben Verband einen "Super Champion" und einen "regulären Weltmeister" zu führen, könnte man Bibliotheken füllen. Das Gute an der heutigen Konstellation: Sollte es nicht zu einem eher unwahrscheinlichen Unentschieden kommen, wird es am Ende dieses Boxabends nur noch einen "Super Champion" geben. Das Blöde daran: Der Weltverband WBA wird den "regulären" WM-Titel wieder für "vakant" erklären und neu ausboxen lassen.
vor Beginn
Wie immer, wenn Wladimir Klitschko in den Ring steigt, stehen die WM-Titel nach Version der IBF, WBO, IBO sowie der Super Champion Titel der WBA auf dem Programm. Doch auch "Herausforderer" Alexander Povetkin wirft heute einen Gürtel in den Ring. Der Russe, der beim Berliner Sauerland-Stall unter Vertrag steht, ist "regulärer" Weltmeister der WBA.
vor Beginn
 
Herzlich willkommen in Moskau zum WM-Kampf im Schwergewicht zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Povetkin.
Ticker-Kommentator: Malte Müller-Michaelis
Wladimir Klitschko - Alexander Povetkin
Austragungsort
Der Sportkomplex Olimpiyskiy in Moskau.
Klasse
Es wird im Schwergewicht geboxt.
Titel
Es geht um den WM-Titel nach Version von IBF, WBO, WBA und IBO.
Runden
Der Kampf ist auf zwölf Runden zu je drei Minuten angesetzt.