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1
Schach-WM 2014, Tag 6
Viswanathan Anand
Magnus Carlsen
Partie beendet
Gesamtstand
Viswanathan Anand
6,5:4,5
Magnus Carlsen
Ergebnisse der einzelnen Partien
 
weiß
 
schwarz
08.11.
V. Anand
M. Carlsen
09.11.
M. Carlsen
V. Anand
11.11.
V. Anand
M. Carlsen
12.11.
M. Carlsen
V. Anand
14.11.
V. Anand
M. Carlsen
15.11.
M. Carlsen
V. Anand
17.11.
M. Carlsen
V. Anand
18.11.
V. Anand
M. Carlsen
20.11.
M. Carlsen
V. Anand
21.11.
V. Anand
M. Carlsen
23.11.
M. Carlsen
V. Anand
25.11.
V. Anand
M. Carlsen
Letzte Aktualisierung: 22:11:51
Ticker-Kommentator: Georgios Souleidis
 
Ich werde diese Partie natürlich ab Montag ab 13 Uhr wieder live begleiten. Ich hoffe, dass Vishy bis dahin wieder zu seiner Form findet, so dass wir eine spannende WM erleben. Bis dahin wünsche ich ein schönes Wochenende und bedanke mich für das Verfolgen dieses Live-Tickers.
 
Anand muss jetzt diese Partie ganz schnell vergessen. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, aber der Ruhetag am Sonntag könnte hilfreich sein, bevor es am Montag mit der siebten Partie weitergeht.
 
Das war eine wirklich seltsame Partie mit vielen Höhen und Tiefen. Carlsen hatte ein besseres Endspiel, es war aber nicht klar, ob der Vorteil zum Gewinn ausreicht. Dann patzte er fürchertlich, aber Anand nahm das Geschenk nicht an. Dann stand Weiß wieder besser, aber aus meiner Sicht hätte Schwarz richtig guten Widerstand leisten können, z.B durch ein Qualitätsopfer. Stattdessen fiel der Inder komplett auseinander. Bitter.
1:0
Das war´s.
 
37...Lc2 38.Te7+
 
Objektiv ist die Partie entschieden. Vishys Fans können nur noch auf ein Wunder hoffen. Der materielle Vorteil ist einfach zu groß.
 
36...Ta1 37.Ke3
 
Weiß schlägt auf a3 - warum auch nicht? - und hat jetzt drei Bauern mehr.
 
36.Lxa3
 
Anand versucht Gegenspiel zu kreieren, aber wie schon gesagt, das scheint alles zu spät zu kommen. Prinzipiell war das wohl der richtige Plan mit ...La4 und ...Td1, doch die Ausführung war mangelhaft. Die Version, die wir jetzt auf dem Brett haben, ist gewonnen für Weiß.
 
35...Td1
 
Konkret: Auf 35...Td1 kann Weiß 36.Lxa3 spielen und einen dritten Bauern einheimsen. Auf 36...Ta1 hat Weiß zahlreiche Züge, die den Vorteil bewahren. Da bin ich mir sicher.
 
Carlsen schlägt auf e6 und aus meiner Sicht steht Weiß jetzt auf Gewinn.
 
35.Txe6
 
Mich würde stark wundern, wenn das funktionieren würde, denn Weiß kann jetzt den Bauern auf e6 schlagen. Dann hätte Carlsen zwei Bauern mehr. Zur Not kann Weiß seinen Läufer sogar opfern, indem er auf a3 und später auf c5 schlägt falls dazu gezwungen. Für diesen Fall hätte Weiß aber mindestens vier Bauern für den Läufer. Das ist sehr, sehr viel.
 
Anand möchte weiterhin Gegenspiel kreieren, indem er mit seinem Turm auf d1 eindringt.
 
34...La4
 
Ich glaube, dass Anand die Stellung letztendlich mißhandelt hat. Weiß hat jetzt einen Bauern mehr und die Bauern e6 sowie h6 scheinen auch Kinder des Todes zu sein.
 
33.Lxg6 fxg6 34.Txg6
 
Nein. Anand antwortete sehr schnell und das zeigt, dass er das Qualitätsopfer vielleicht gar nicht in Betracht gezogen hatte.
 
32.Le4+ Lc6
 
Jetzt kann 32.Le4+ folgen. Zuerst dachte ich, dass das der Grund ist, warum Schwarz nicht den Läufer auf a4 stellen darf, aber jetzt denke ich, dass Schwarz sogar den Turm auf a8 geben kann, um im Gegenzug auf der d-Linie Gegenspiel zu kreieren.
 
Wow. Ich glaube, dass Anand gleich die Qualität opfern wird.
 
31.Ke2 La4
 
31.Lxh6 ist weiterhin problematisch, weil Schwarz diesen Läufer mit 31...Th8 fesseln kann. Das ist unangenehm.
 
Weiß kann jetzt 31.Ke2 ziehen, um auf 31...La4 mit 32.Le4+ zu reagieren. Falls der König auf e1 stehen bliebe, dann könnnte Schwarz sogar die Qualität auf a8 opfern und mit einem Turmschach auf a1 sehr viel Gegenspiel kreieren.
 
Das scheint ein starker Zug zu sein, da Schwarz 31...La4 plant, falls sich Weiß auf h6 bedient.
 
30...Ta8
 
Carlsen greift den Bauern a3 an, aber den kann er nicht wirklich schlagen, da sich die a-Linie öffnen und Schwarz die Möglichkeit geben würde mit einem Turm auf a8 einen Gegenangriff zu starten. Ein Wort noch zu diesem Manöver mit dem a-Bauern. Er gibt Schwarz die Möglichkeit in bestimmten Situationen auf der a-Linie aktiv zu werden, indem er z.B. einen Turm nach a4 führt und den weißen c-Bauern angreift.
 
30.Lc1
 
Anand wartet auch weiter ab.
 
29...Td7
 
Der Norweger nimmt sich alle Zeit der Welt und forciert nichts.
 
29.Ke1
 
Statt auf g6 zu nehmen, kann Carlsen auch versuchen den Turm von g4 über g3 nach h3 führen, um den Bauern h6 nochmal anzugreifen.
 
Anand unter Schock? Der letzte Zug erlaubt 29.Lxg6 fxg6 30.Txg6 und der Bauer h6 scheint auch zu fallen. Natürlich hat das der Inder gesehen und hofft nach 30...Le8 31.Tg7+ Td7 in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern - auch wenn beide noch einen Turm auf dem Brett haben - um das Remis zu kämpfen.
 
28...Td8
 
Ich bin schon einen Zug weiter. Carlsen würde den Bauern g2 decke, wenn der Köing nach f2 geht.
 
Carlsen scheint seine Stellung jetzt verbessert zu haben mit dem Königsmarsch zum anderen Flügel. Dort deckt er den Bauern g2, der in vielen Varianten zu fallen drohte, wenn Weiß auf h6 nimmt.
 
Ich stehe noch ein bißchen unter Schock. 26.Kd2 war ein unfassbarer Fehler für einen Spieler dieses Kalibers. Das hätte die Partie sofort zugunsten von Schwarz entscheiden können. Falls Anand jetzt sieht, was er da verpasst hat, kann ihn das natürlich mental negativ beeinflussen. Er muss sich jetzt wieder zusammenreißen und auf die konkrete Stellung konzentrieren.
 
28.f3
 
Unglaublich, Anand hätte wirklich auf einfache taktische Weise einen Bauern gewinnen können. Jetzt geht die Partie "normal" weiter.
 
27.Ke2 a3
 
Ich bin mir nicht gänzlich sicher, aber wahrscheinlich hat Carlsen mit 26.Kd2 einen Bauern eingestellt, doch Anand spielte postwendend 26...a4. Stattdessen scheint 26...Sxe5 einen Bauern zu gewinnen, wegen 27.Txg8 Sxc4+ (Zwischenzug).
 
26.Kd2 a4
Bedenkzeit
Die Bedenkzeit wird heute keine Rolle spielen. Carlsen spielt äußerst zügig und hat noch mehr als eine Stunde bis zum 40. Zug Zeit, während Anand runter auf 45 Minuten ist. Das ist mehr als genug bis zur Zeitkontrolle im 40. Zug.
 
25...Tdg8
 
Schwarz kann jetzt mit 25...Tdg8 die Züge wiederholen. Aber natürlich wird Carlsen nicht das Remis durch dreifache Zugwiederholung forcieren.
 
Carlsen wiederholt die Züge. Das zeigt an, dass das Manöver mit Tg4 und Ld1 nicht wirklich der Killer war.
 
25.Lc2
 
Für Weiß macht es jetzt wenig Sinn auf h6 zu schlagen, da er im Gegenzug den Bauern e5 geben würde. Das wäre kein guter Tausch, da der Bauer auf e5 deutlich besser als der Schwächling auf h6.
 
Das ist jetzt gut möglich, da Weiß den Spriger auf g6 nicht mehr angreift. Allerdings erzielt der Turm auf d8 keine besondere Wirkung, da er auf der d-Linie ein bißchen ins Leere schaut.
 
24...Td8
 
Aber was macht Weiß, wenn Schwarz weiterhin ruhig bleibt? Droht jetzt das Schlagen auf h6?
 
Aha. Ich bin mir nicht sicher, was dieser Zug bewirken soll. Ok, er deckt den Turm auf g4 und indirekt den Turm auf h5, was in verschiedenen Variaten vielleicht von Vorteil ist.
 
24.Ld1
 
Anand bleibt ruhig und setzt am Damenflügel fort, wo er vieleicht aktiv werden möchte. Ich bin gespannt, ob jetzt klar wird, was Weiß mit seinem letzten Zug geplant hat.
 
23...a5
 
Ich zweifle auch, dass die Idee ist mit 24.f3 fortzusetzen, da dies den Bauern g2 schwächen würde und Schwarz mittels ...Se7 sofort Druck auf der g-Linie ausüben könnte.
 
Carlsen spielt einen Abwartezug, aber mir ist nicht klar, was er damit erreichen möchte. Der Turm steht auf g4 auf den ersten Blick nicht besser. Die Idee ist sicherlich nicht mit 24.g3 fortzusetzen, da es wegen ...Lf3 eine Qualität einstellen würde, d.h. Schwarz würde en weißfeldrigen Läufer gegen einen weißen Turm tauschen.
 
23.Tg4
 
Anstatt die Ereignisse zu forcieren, könnte Carlsen auch versuchen z.B. seinen König besser zu stellen, bzw. versuchen vernünftige Züge zu finden, um seine Stellung punktuell zu verbessern.
 
Bislang sehen wir eine technisch unfassbar anspruchsvolle Partie. Es kann sogar sein, dass Anand das zu Hause "vorbereitet" hat. Also nicht die konkreten Züge, aber den gesamten Plan, dass man mit dieser Aufstellung der Figuren am Königsflügel genügend Gegenspiel erhält. Weiß scheint besser zu stehen, aber ich sehe keinen konkreten Weg für ihn, den Vorteil zu verdichten.
 
Das sieht nach einem komischen Zug, ist es aber nicht. Es ist ein weiterer Abwartezug. Anand hat keine Angst, dass Carlsen auf h6 schlägt. Falls 23.Txh6 so folgt einfach 23...Sxe5. Falls 23.Lxg6, so ist der Läufer gefesselt, was unangenehm ist. Aber Schwarz kann auch konkret mit 23...Se7 und Druck auf der g-Linie fortsetzen.
 
22..Kb7
 
Jetzt muss man sich mit Schwarz mit der Frage beschäftigen, ob der Bauer h6 hängt oder nicht, d.h., ob Weiß droht ihn letztendlich zu schlagen oder nicht.
 
Genau diesen Zug wollte ich vorschlagen, doch Carlsen spielt heute sehr schnell und lässt mir kaum Zeit. Der Läufer verlässt das Feld d3, um dieses taktische Motiv ...Sxe5 nebst sofortigem Angriff auf den Läufer d3 aus dem Spiel zu nehmen. Dass der Bauer c4 jetzt nicht gedeckt ist, spielt keine Rolle. Schwarz kann ihn sowieso nicht angreifen.
 
22.Lc2
 
Ein schöner Abwartezug von Vishy, der die Stellung seines Läufers verbessert und mir die Gelegenheit gibt eine taktische Idee zu veranschaulichen. Wenn Carlsen jetzt mit 22.Lxh6 den Bauern auf h6 schlägt, folgt 22...Sxe5! Plötzlich hängen alle Figuren, aber das Motiv, dass der Läufer auf d3 mit Schach hängt, ist entscheidend. Weiß hat hier keinen Vorteil.
 
21...Lc6
 
Allgemein ausgedrückt. Schwarz hat Probleme mit dem Bauern auf h6, aber Weiß hat auch Probleme mit dem Bauern auf e5 und auch mit dem Bauern auf g2!
 
Dieser Zug war ein Muss für Carlsen. 21.Txh6 hätte 21...Sxe5 erlaubt. Die Stellung ist sehr interessant jetzt. Auf den ersten Blick hat Weiß Vorteil, doch dank taktischer Ideen scheint Schwarz vorerst kein Material zu verlieren.
 
21.Th5
 
Anands Springer greift den Bauern e5 an.
 
20...Sxg6
 
Anand stößt den g-Bauern vor und Carlsen denkt nicht lange nach und schlägt zu. Anand muss jetzt mit dem Springer zurückschlagen, da er ansonsten kompensationslos den h-Bauern verlieren würde.
 
19...g6 20.hxg6
 
Anand kann jetzt trotzdem 19...g6 ziehen. Es gibt dann zwei Szenarios. Weiß kann sofort schlagen, wonach Sxg6 folgen würde, oder er lässt einfach die Spannung bestehenn. Beides erfordert ein wenig Rechenpower, um die entstehenden Stellungen korrekt zu bewerten. Es gibt ein prinzipielles Szenario, wo Schwarz die Bauern g und h gegen den weißen h-Bauern tauscht und darauf hofft mit ungleichfarbigen Läufern weiterzuspielen. Generell ist die Remistendenz in Endspielen mit ungleichfarbigen Läufern sehr groß.
 
Carlsen zog den Läufer zurück nach e3, nachdem Anand seinen Springer nach f8 überführte. Das ist ein feiner Zug, denn auf sofort 19.T1h4 wäre der Gegenstoß 19...g5 sehr stark gewesen.
 
18...Sf8 19.Le3
 
Falls Anand tatsächlich 18...Sf8 spielt, sieht das schon sehr hässlich aus mit den drei Figuren auf f8, g8 und h8. Mir persönlich gefällt die Stellung nicht für Schwarz.
 
Anand könnte jetzt 18...Sf8 spielen, um sich die Möglichkeit zu eröffnen, den g-Bauern zu ziehen. Momentan kann er nicht ziehen, da Weiß ihn einfach auf g6 schlagen und gewinnen würde.
 
Anand deckt den Bauern wie erwähnt und Carlsen entwickelt seinen Läufer nach d3. Eine Drohung aus meiner Sicht ist jetzt den Turm auf h1 nach g4 zu überführen, um den Druck auf den Bauern g7 zu vergrößern.
 
17...Tag8 18.Ld3
 
Es wird konkret. Carlsen greift den Bauern g7 an und Anand wird ihn wahrscheinlich mit 17...Tag8 decken.
 
17.Tg3
 
Das ist ein logischer Zug, um dem Läufer auf b7 freie Sicht zu geben.
 
16...c5
 
Prinzipiell muss man in dieser Stellung bedenken, dass die Öffnung der Stellung Weiß zugute käme, weil er das Läuferpaar besitzt und dieses in einer offenen Stellung sehr, sehr stark wäre.
 
Die Konturen des Kampfes werden immer klarer. Hier kann man schon sagen, dass Weiß Initiative besitzt und Schwarz sich verteidigt. Für Schwarz gibt es momentan auch keinen aktiven Plan. Er verfügt über weniger Raum und muss adäquat auf die Angriffszüge von Weiiß reagieren. Die Bauernschwächen von Weiß fallen zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht ins Gewicht.
 
Carlsen bringt seinen Turm über die 3. Reihe ins Spiel, was ihm ermöglicht den Bauern g7 über g3 anzugreifen. Anand muss diesen Bauern mit Tag8 decken, sobald es dazu kommt. Thg8 hat das Problem, dass dann Ld3 nebst Lh7 eine starke Drohung ist.
 
16.Td3
 
Anand entwickelt seinen Läufer.
 
15...Lb7
 
Weiß rochiert lang. Damit bringt er weniger seinen König in Sicherheit - die Könige können in diesem Endspiel kaum unter Beschuss geraten - als vielmehr seinen Turm auf a1 ins Spiel.
 
15.0-0-0
 
Anand verhindert den weißen Vorstoß h6, aber jetzt hat er das Problem mit dem schwachen Bauern auf g7. Hmm. Ich hoffe, dass Anand weiß, was er da tut.
 
14...h6
 
Falls Anand den weißen Vorstoß h6 verhindert, indem er selbst jetzt 14...h6 spielt, hat das einen entscheidenden Nachteil. Der Bauer g7 wird schwach und Carlsen könnte ihn angreifen, indem er seinen Turm über h3 nach g3 führt.
 
Mit seinem letzten Zug droht Weiß evtl. den Bauern bis nach h6 vorzustoßen. Das würde die schwarzen Felder im Lager von Anand weiter schwächen und langfristig evtl. zu einer Stellung führen, in der der schwarzfeldrige Läufer Carlsens zum Helden aufsteigen könnte, indem er sich z.B. auf g5 postiert und verhindert, dass Schwarz einen Turm auf die d-Linie stellt. Wie schon unten erwähnt, die schwarzen Felder sind ein Hauptmotiv in der Paulsen-Variante.
 
Hier muss man beileibe nicht lange Zugfolgen berechnen, sondern nach allgemeinen Grundsätzen handeln.
 
Er macht es tatsächlich. Das ist jetzt eine sehr technische Stellung, für die man den Computer ruhig ausschalten kann. Ich hoffe, dass ich mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehne, aber Großmeister wie Carlsen oder Anand sind den besten Computerprogrammen in solchen Stellungen nicht unterlegen.
 
14.h5
 
Carlsen könnte jetzt seinen Raumvorteil mit 14.h5 vergrößern.
 
Klar, Anand möchte seinen Läufer über b7 ins Spiel bringen. Das ist der einzige sinnvolle Plan für Schwarz.
 
13....b6
 
Carlsen vergrößert seinen Raumvorteil am Königflügel und möchte seinen Turm über h3 ins Spiel bringen.
 
13.h4
 
Anand tauscht tatsächlich seinen Läufer auf c3. Wie ich schon erwähnte, gibt es Gründe, die dafür, aber auch Gründe, die dagegen sprechen. Schwarz hat jetzt die deutlich bessere Bauernstruktur. Dafür hat Weiß das starke Läuferpaar und momentan Raumvorteil. Anand muss jetzt unbedingt schauen, dass er seinen Läufer auf c8 entwickelt. Das ist super wichtig. Es bietet sich an, ihn mittels ...c5/...b6 nach b7 zu entwickeln. In die andere Richtung geht es nicht, da der weiße Bauer auf e5 das schwarze Spiel einschränkt.
 
11...Lxc3+ 12.bxc3 Kc7
 
Das ist ein Hauptmotiv in der Paulsen-Variante. Die schwarzen Felder im Lager des Nachziehenden, die er durch die Züge 2...e6 und insbesondere 4...a6 geschwächt hat. Deswegen sollte Schwarz seinen schwarzfeldrigen Läufer nicht so leichtfertig abtauschen.
 
Der erste neue Zug in dieser Stellung ist 10...Sd7. Vorher spielte Schwarz in zwei Partien den Springer nach e4 und landete in einem schlechten Endspiel. Mit seinem letzten Zug deckt Carlsen den Bauern e5 und bereitet die lange Rochade vor. Anand könnte jetzt den Springer auf c3 schlagen und die weiße Bauernstruktur deutlich verschlechtern, aber er würde damit seinen sehr starken schwarzfeldrigen Läufer abgeben, wonach die schwarzen Felder in seinem eigenen Lager ewig schwach wären.
 
11.Lf4
 
Zu Beginn versuchte Carlsen das Zentrum mit Zügen wie 5.c4 zu beherrschen, doch Anand fesselte mit dem natürlichen Zug 6...Lb4 den Springer auf c3, so dass sich der Norweger um den Bauern e4 kümmern musste. 7.Dd3 ist kein Hauptzug und wir landeten in wenig erforschtem Terrain. Der Tausch der Damen kostete Carlsen letztendlich ein Tempo, aber dafür hat er Raumvorteil im Zentrum jetzt.
 
Wir haben jetzt schon ein Mittelspiel ohne Damen, die nach dem neunten Zug getauscht wurden. Das ist alles noch bekannt, aber es ist kein Hauptpfad der Eröffnungstheorie.
 
8.Sxc6 dxc6 9.Dxd8+ Kxd8 10.e5 Sd7
 
Die Eröffnung ist eine kleine Überraschung. Carlsen wählte 1.e4 wie in den vorangegangenen Partien und Anand antwortete mit der Sizilianischen Verteidigung. Der Weltmeister lässt sich heute auf einen prinzipiellen Kampf ein und spielt mit 3.d4 den absoluten Hauptzug, der das Zentrum sofort attackeirt und die Stellung öffnet. Wir haben die sogenannte Paulsen-Variante auf dem Brett, benannt nach dem deutschen Spieler Louis Paulsen, der im 19. Jahrhundert zu den stärksten Spielern in Deutschland gehörte.
 
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.c4 Sf6 6.Sc3 Lb4 7.Dd3 Sc6
vor Beginn
Die Gladiatoren betreten die Bühne im Spielsaal in Sotschi. Interessannt ist immer der Moment, wenn sich die Spieler die Hand reichen. Schauen sie sich an? Wie fest ist der Händedruck? Heute schaute Anand seinen Kontrahenten nicht an und der Händedruck schien lasch und kurz.
vor Beginn
Nach der sechsten Partie folgt übrigens ein Ruhetag, bevor die zweite Hälfte des Matches mit umgekehrter Farbverteilung absolviert wird. D.h., dass Carlsen heute und am Montag mit Weiß beginnt. Wenn Anand diese beiden Partien unversehrt übersteht, dann steigt die Wahrscheinlichkeit eine bis zum Schluss ausgeglichene und spannende WM zu erleben. Wir dürfen nicht vergessen. 2013 war es in Chennai zwischen den gleichen Spielern eine einseitige Angelegenheit, die nach gerade mal zehn Partien mit 6,5:3,5 für Carlsen endete.
vor Beginn
Dieser WM-Kampf verlief bislang spannender als erwartet und man merkt dem Norweger an, insbesondere während der Pressekonferenzen, dass er mit sich hadert und unzufrieden ist. Dagegen steigt Anands Selbstvertrauen mit jeder Partie. Allerdings zeigte er gestern wieder einen Rückfall in alte Muster. Anstatt das bessere Endspiel so lange wie möglich auszusitzen und seinen Gegner zu "quälen", wählte er den schnellsten Weg zum Remis, weil er viel zu objektiv und pragmatisch davon ausging, dass Carlsen die Stellung halten wird. Dabei ist grade Carlsen das beste Beispiel dafür, dass man solche Stellungen ewig weiterspielen sollte, um den Gegner zu Fehler zu "zwingen".
vor Beginn
Für den Wechsel zu einem anderen gleichwertigen Eröffnungszug sprechen folgende Gründe: Anand hat sich gegen 1.e4 Sizilianisch mit 2...e6 zurechtgelegt für diesen Wettkampf. Dagegen kann Carlsen nicht seine geliebte Rossolimo-Variante mit 3.Lb5 spielen und diese Nebenvariante aus der 4. Partie taugt objektiv nicht mehr als nur für eine Partie auf diesem Niveau.
vor Beginn
Magnus Carlsen beginnt die sechste Partie mit Weiß. In der zweiten und vierten Partie wählte er 1.e4, doch nachdem er gegen die Sizilianische Verteidigung Anands vor drei Tagen weit entfernt vom Sieg war, ist damit zu rechnen, dass er heute zu 1.d4 oder gar 1.c4 "switcht".
vor Beginn
Herzlich willkommen zur Schach-WM 2014 in Sotschi.
Ticker-Kommentator: Georgios Souleidis
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.c4 Sf6 6.Sc3 Lb4 7.Dd3 Sc6 8.Sxc6 dxc6 9.Dxd8+ Kxd8 10.e5 Sd7 11.Lf4 Lxc3+ 12.bxc3 Kc7 13.h4 b6 14.h5 h6 15.O-O-O Lb7 16.Td3 c5 17.Tg3 Tag8 18.Ld3 Sf8 19.Le3 g6 20.hxg6 Sxg6 21.Th5 Lc6 22.Lc2 Kb7 23.Tg4 a5 24.Ld1 Td8 25.Lc2 Tdg8 26.Kd2 a4 27.Ke2 a3 28.f3 Td8 29.Ke1 Td7 30.Lc1 Ta8 31.Ke2 La4 32.Le4+ Lc6 33.Lxg6 fxg6 34.Txg6 La4 35.Txe6 Td1 36.Lxa3 Ta1 37.Ke3 Lc2 38.Te7+