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1
8
7
6
5
4
3
2
1
Schach-WM 2014, Tag 7
Viswanathan Anand
Magnus Carlsen
Partie beendet
Gesamtstand
Viswanathan Anand
6,5:4,5
Magnus Carlsen
Ergebnisse der einzelnen Partien
 
weiß
 
schwarz
08.11.
V. Anand
M. Carlsen
09.11.
M. Carlsen
V. Anand
11.11.
V. Anand
M. Carlsen
12.11.
M. Carlsen
V. Anand
14.11.
V. Anand
M. Carlsen
15.11.
M. Carlsen
V. Anand
17.11.
M. Carlsen
V. Anand
18.11.
V. Anand
M. Carlsen
20.11.
M. Carlsen
V. Anand
21.11.
V. Anand
M. Carlsen
23.11.
M. Carlsen
V. Anand
25.11.
V. Anand
M. Carlsen
Letzte Aktualisierung: 22:55:40
Ticker-Kommentator: Georgios Souleidis
 
Die achte Partie beginnt am Dienstag um 13 Uhr. Natürlich werden wir sie hier wieder live begleiten und freuen uns, wenn Sie wieder einschalten. Einen schönen Abend allerseits.
 
Was für ein Kampf. Carlsen hat alles versucht in dieser Partie. Obwohl die Stellung lange remis war, quälte er seinen Gegner bis zum unvermeidbaren Ende. Damit liegt der Norweger nach der siebten Partie mit 4:3 in Führung. In der achten Partie hat Anand wieder Weiß.
Remis
Remis nach 122 Zügen. Carlsen hat ein Einsehen. Puhhh, das war eine sehr lange Partie mit 6 Stunden und 22 Minuten.
 
Wir haben das Endspiel Turm und Springer gegen Turm. Es ist theoretisch remis, aber Carlsen wird natürlich versuchen es zu gewinnen. In der Praxis gibt es genügend Beispiele, in denen es der stärkeren Partei gelungen ist.
 
Ich komme nicht mehr nach die Züge in diese Box einzugeben, da ab jetzt geblitzt wird. Carlsen hat den a-Bauern gewonnen, aber es bleibt dabei. Die Stellung ist remis.
 
Ich wiederhole mich hier gerne. Sogar wenn Schwarz beide Bauern verlieren würde, wäre die Stellung theoretisch remis.
 
86...Kb5 87.Kc2 Tg3
 
Zu dieser Stellung gibt es eigentlich nichts mehr zu sagen. Sie ist remis, außer einer der Spieler patzt noch fürchterlich.
 
80...Kc4 81.Se4 Ta3 82.Sd2+ Kd5 83.Th1 a5 84.Th5+ Kd4 85.Th4+ Kc5 86.Kd1
 
Natürlich darf jetzt Schwarz nicht in eine Springergabel reinlaufen mit 80...Kc5.
 
79.Sf2 Kb5 80.Tb1+
 
Schwarz kann das eigentlich nicht mehr verlieren.
 
78...Kc4
 
Hehe, Carlsen tauscht nicht die Türme und quält seinen Gegner noch ein wenig. Natürlich ist die Stellung remis, aber der Norweger möchte die Stellung so lange spielen, bis absolut nichts mehr geht.
 
77.Sd3+ Kxb3 78.Ta1
 
Das Remis bahnt sich an. Weiß muss jetzt die Türme tauschen.
 
76...Tc3
 
Anand wird jetzt wahrscheinlich den Turm über c3 tauschen. Er muss allerdings die folgende Variante korrekt berechnen.
 
74.Kf2 Th3 75.Tc1 Kb4 76.Ke2
 
Anand möchte wohl vermeiden, das Endspiel Turm gegen Turm und Springer zu verteidigen.
 
Der Zug rettet den a-Bauern und droht jetzt 74...Kb4 mit der Idee den Turm über c3 zu tauschen.
 
73...a5
 
Ich war etwas voreilig. 73...Th3 oder 73...a5 scheinen sogar besser zu sein.
 
73...Kb4 wird jetzt folgen, mit der Idee den Turm über c3 abzutauschen.
 
72.Sxc5 Kb5 73.Tc2
 
Der logische Zug. Weiß wird jetzt den Bauern auf c5 nehmen - mit dem Springer. 72.Txc5 wäre 72...Kb4 erlauben.
 
71...Tg3
 
Jetzt muss Anand den Bauern b3 angreifen. 71...Tg3 scheint der gegebene Zug zu sein.
 
71.Txc4
 
Anand hat auf c4 genommen. Damit scheint er auf dem richtigen Weg zum Remishafen gefunden zu haben.
 
70...bxc4
 
Schwarz sollte remis machen können, da seine Figuren jetzt sehr aktiv sind. Mein Gefühl sagt mir, dass sogar 70...bxc4 und falls 71.bxc4 dann 71...Kb4 funktioniert.
 
Interessant ist jetzt, ob Schwarz noch ein Schach gibt auf g1, um den weißen König noch weiter zum Königsflügel zu treiben.
 
68.Kc1 Tg1+ 69.Kd2 Tg2+ 70.Ke1
 
Letztendlich greift Schwarz den weißen König an. Um das Dauerschach jetzt zu vermeiden, muss der weiße König rüber zum Königsflügel.
 
67...Tg2+
 
Vielleicht funktioniert auch 67...Tg2+ und eine ewige Jagd auf den weißen König, bis der zum anderen Flügel gezwungen wird, aber ich sehe nicht die Notwendigkeit. Diese Möglichkeit kann sich Schwarz offen lassen.
 
Der Abwartezug 67...Th5 gefällt mir jetzt sehr gut, da Weiß konkret nichts droht.
 
Wenn der weiße König jetzt nicht auf c2 stehen würde, dann würde Weiß auf b5 nehmen und falls Schwarz auf natürliche Weise mit seinem c-Bauern zurückschlägt, dann wäre Sxc5 möglich! Auf ...Txc5 würde dann b4+ mit Doppelangriff folgen. Aber gut, das ist nicht forciert.
 
67.Te4
 
67.Te4 ist jetzt ein interessanter Zug mit einer kleinen teuflischen Idee.
 
66.Sd7+ Ka5
 
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass am Ende das Endspiel Turm und Springer gegen Turm ensteht, das theoretisch remis ist.
 
Anand würde natürlich mit 66...Ka5 antworten.
 
66.Sd7+ ist jetzt der logische Zug.
 
Für 65.Te7+ dachte Carlsen 15 Minuten nach. Mal schauen, ob er einen Weg fand, seine Stellung zu verstärken.
 
65.Te7+ Kb6
 
Konkret ausgedrückt. Wenn Weiß mit 65.Te7+ fortfährt, folgt natürlich 65...Kb6 und auf 66.Sd7+ folgt 66...Ka5 mit der Idee ...Tg2+.
 
Wenn jetzt der weiße Turm über e7 in die schwarze Stellung eindringt, wird Schwarz sehr wahrscheinlich genügend Gegenspiel mit seinem Turm kreieren können, indem er den weißen König angreift.
 
65.Sd7 kann jetzt mit 65...Kc7 gekontert werden.
 
64...Tg5
 
Der Turm wird jetzt wahrscheinlich nach f5 gehen.
 
Carlsen nervt mit seinem Springer ein wenig rum, doch der angegriffene Turm hat immer eine Antwort parat.
 
63.Se4 Th5 64.Sf6
 
Anand muss davon überzeugt sein, dass diese Festung nicht einnehmbar ist.
 
62...c6
 
Weiß greift den Bauern b5 an, den Schwarz sehr wahrscheinlich mit 62...c6 decken wird.
 
62.Sc3
 
Es kommt Bewegung ins Spiel. Anand ändert seine Strategie und stößt den b-Bauern vor. Der Bauer c5 ist jetzt schwach, aber da Anand seinen Turm auf g5 aufgestellt hat, kann Weiß jetzt mit seinem Turm diesen Bauern nicht angreifen. Nichtsdestotrotz ist 61...b5 zweischneidig.
 
61.Sd1 b5
 
So, das war die zweite und letzte Zeitkontrolle nach de 60. Zug. Beide Spieler haben 15 zusätzliche Minuten für ihre gesamte Bedenkzeit erhalten und ab jetzt erhält jeder Spieler 30 Sekunden Zeitgutschrift pro Zug.
 
60...Tg5
 
Es passiert gerade nicht viel. Anand denkt über seinen 60. Zug nach.
 
59...Th5 60.Te2
 
Prinzipiell sollte Schwarz still halten. Ein Zug wie ...b5 würde z.B. nur seine Struktur und den Bauern c5 schwächen.
 
Der Springer strebt über die Route a4 oder d1 nach c3, um letztendlich das Feld d5 zu erreichen.
 
57...Th3 58.Kc2 Th7 59.Sb2
 
Ok, wir haben eine Stellungsveränderung. Weiß nimmt das Feld d5 unter Kontrolle und möchte alsbald seinen Springer dort postieren, der in Kombination mit einem Turm auf der 7. Reihe den Bauern c7 angreift.
 
57.c4
 
Die letzten Züge kamen ausnahmsweise schnell. Carlsen bot den Turmtausch an, den Anand abschlägig beschied.
 
55.Kd2 Th2+ 56.Tf2 Th4
 
Logisch. Anand fesselt den Springer.
 
54...Th3
 
Calrsen hat bis zum 88. Zug Zeit, um gemäß der 50-Züge-Regel etwas am Status Quo zu ändern.
 
54.Sd3
 
Der Turm geht zurück nach h7.
 
53...Th7
 
Auch wenn es momentan so aussieht, als ob nichts passieren würde. Vertrauen Sie mir, das wird sich noch ändern.
 
Schwarz greift den Springer an und Weiß deckt ihn.
 
52...Th2 53.Tf6
 
Ich hatte schon die Versuch-und Irrtum-Methode erwähnt. So sieht sie aus, wenn man Züge wie 51.Sf2 macht.
 
51...Th4 52.Sf2
 
Im Schach gibt es die 50-Züge-Regel. Wenn 50 Züge lang nichts passiert - kein Figurentausch oder Bauernzug - kann ein Spieler remis reklamieren. Davon sind wir aber noch weit entfernt, denn im 38. Zug geschah der letzte Bauernzug.
 
Carlsen forciert weiterhin nicht die Ereignisse. Er könnte natürlich auch versuchen seinen Gegner in dieser Stellung mürbe zu spielen.
 
51.Se4
 
Die nächste Zeitkontrolle findet im 60. Zug statt. Ab dem 61. Zug erhalten die Spieler pro Zug 30 Sekunden Zeitgutschrift.
 
Schwarz schneidet dem weißen König den Weg über die 4. Reihe ab.
 
50...Tf4
 
Es spricht jetzt übrigens nichts gegen 50...Tf3+.
 
50.Kc3
 
Schwarz behält den Springer im Auge, um die weiße Harmonie zu stören.
 
48...Td2 49.Sf6 Tf2
 
Jetzt droht Weiß 49.Te7 und sofortigem Gewinn, da der Bauer auf c7 fallen würde. Anand muss jetzt den Springer mit seinem Turm angreifen.
 
48.Sd5
 
Züge werden wiederholt. Völlig normal in solchen Stellungen, in denen man nichts verschlechtern kann durch Zugwiederholung.
 
47.Kb2 Th2
 
Die erste Partie des Matches war bislang mit 5 Stunden und 17 Minuten die längste. Mich würde es nicht wundern, wenn es heute länger geht.
 
Schwarz wartet ab. Wenn Weiß den Springer nach d5 stellt, wird er ihn entweder mit ...Th5 oder ...Td4 angreifen.
 
46...Th4
 
Die Gefahr, die diese Stellung birgt, ist, dass Weiß sie ewig weiterspielen kann, d.h., dass es noch ein langer Nachmittag werden kann.
 
Carlsen übereilt nichts, aber jetzt kann Schwarz mit 46...Th3 den Springer fesseln.
 
46.Kc3
 
Computer sind hier wenig hilfreich übrigens. Sie gehen davon aus, dass Weiß so gut wie auf Gewinn steht wegen seines Materialvorteils. Die Sache ist aber völllig unklar.
 
Carlsen denkt bestimmt über 46.Sd5 nach. Die Idee ist mit 47.Te7 fortzusetzen, um den Bauern c7 zu gewinnen.
 
45.Te6+ Kb7
 
Anand fesselt den Bauern c2 und verhindert dessen Vormarsch.
 
44...Th2
 
Die Sache wird konkreter. Carlsen stellt seinen Turm auf die 7. Reihe. Da gehört er hin. Wahrscheinlich erscheint, dass er mit dem Plan c2-c4 nebst Sd5 fortsetzt, um den Bauern auf c7 anzugreifen. Anand muss sich hinsichtlich dieses logischen Plans etwas einfallen lassen.
 
42...Tg6 43.Se3 Th6 44.Te7
 
Das ist eine übliche Vorgehensweise im Schach, wenn man einen Vorteil hat, aber keine Ahnung, wie man diesen verwerten soll.
 
Carlsen hat jetzt alle Zeit der Welt. Es kann gut sein, dass er nach der Versuch-und-Irrtum-Methode vorgeht und die Figuren so lange hin- und herspielt, bis sich vielleicht etwas zufällig zu seinen Gunsten ergibt.
 
39.Te4 Th2+ 40.Kc1 Th1+ 41.Kb2 Th6 42.Sd1
 
Ich bin wirklich gespannt, ob Carlsen einen Weg findet die schwarze Festung zu knacken. Ein Plan könnte sein, die Türme zu tauschen, aber auch dann ist völlig unklar, ob das Endspiel Gewinnchancen bietet.
 
38.Sc3 a6
 
Schwarz nimmt langsam aber sicher seine Auffangstellung ein. Der König und die vier Bauern decken sehr viele Felder. Weiß könnte jetzt den Plan verfolgen, den Bauern auf c7 mit Turm und Springer anzugreifen, doch das ist einfacher geschrieben als getan.
 
37.Kd2 Kc6
 
Die einzige schwarze Schwäche, die Weiß angreifen kann, ist der Bauer c7, aber ich bin überzeugt, dass Anand eine Aufstellung findet, um jegliche weiße Ideen zu parieren.
 
36.b3 Kd7
 
Aus meiner Sicht scheint das einfach remis zu sein. Ich kann mir gerade keine Aufstellung der Figuren vorstellen, in der Schwarz ernsthaft in Gefahr gerät. Das Material ist zu stark reduziert.
 
In dieser Stellung gibt es eigentlich keine konkreten Varianten mehr zu berechnen. Man muss einfach abwarten, ob Weiß es schafft, mit Springer und Turm konkrete Drohungen aufzustellen.
 
33...b6 34.Se4 Th4 35.Ke2 Th6
 
Ein Remisszenario in dieser Stellung wäre, wenn Schwarz es schafft seine vier Bauern gegen die zwei weißen Bauern zu tauschen, denn das Endspiel Turm und Springer vs. Turm ist theoretisch remis.
 
Nicht unerwartet gab Anand seinen Läufer auf g4 gegen die zwei gefährlichen Bauern. Er hofft jetzt dank des sehr reduzierten Materials auf dem Brett eine Festung am Damenflügel aufzubauen.
 
31...Lxg4 32.fxg4 Txg4 33.Txe5
 
31...Tf8 führt jetzt forciert zu einem Turmendspiel, in dem Weiß wahrscheinlich mit seinen Freibauern am Königsflügel deutlich schneller ist.
 
So, jetzt haben wir die Stellung, die ich schon anriss. Der Bauer auf e5 hängt, so dass sich Schwarz etwas einfallen lassen muss.
 
30.Lxe5 fxe5 31.Th5
 
Nach 30.Lxe5 fxe5 31.Th5 kommen für Schwarz zwei Züge in Frage. 31...Tf8 oder sogar das drastische 31...Lxg4.
 
Anand blockt das Schach mit dem Turm. Mal schauen, was Carlsen hier geplant hat. Es kann 30.Lxe5 oder ein Rückzug des Turmes folgen.
 
29...Tg8
 
Welch tiefe Idee hinter 29.Th8+ steckt, sieht man in der Variante nach 29...Ke7. Dann könnte Weiß 30.Lxe5 spielen und nach 30...fxe5 folgt 31.Th5. In dieser Stellung würden wir gerne mit Schwarz den Läuer nach f7 zurückziehen, um den eigenen Turm auf b6 zu platzieren, doch leider fällt der Bauer auf e5 jetzt mit Schach!
 
Nach 29...Tg8 ist Weiß übrigens nicht gezwungen, den Turm zu ziehen, sondern er kann 30.Lxe5 spielen! Schwarz müsste zuerst auf e5 zurückschlagen, da 30...Txh8 an 31.Lxf6+ mit Doppelangriff auf König und Turm scheitert.
 
Dieser Zug macht Sinn, da er in fast allen Varianten Bestandteil des weißen Spiels ist.
 
29.Th8+
 
Die Hauptvariante lautet hier jetzt: 29.Lxe5 fxe5 30.Th8+ und hier muss Schwarz entweder den Turm nach g8 zurückziehen oder den König auf die 7. Reihe. Falls Schwarz den Turm zurückzieht, dann kann er ihn nicht mehr über die 6. Reihe aktivieren. Wenn Schwarz aber den König auf die 7. Reihe zieht, dann gibt das Weiß zusätzliche taktische Möglichkeiten. So oder so, das ist alles sehr kompliziert.
 
Prinzipiell beruhen jegliche schwarze Verteidigungs- oder Gegenspielideen in vielen Varianten auf seiner Bauernmajorität am Damenflügel.
 
Das Schlagen auf e5 ist bestimmt der kritische Zug. So etwas wie 29.Se4 wird mit 29...Sd7 beantwortet.
 
Nach 29.Lxe5 fxe5 kommt auch das Zwischenschach 30.Th8+ in Frage. Es ist wirklich schwierig die Unterschiede zu berechnen im Vergleich zu sofort 30.Th5.
 
Für Carlsen dürfte 28...Se5 eine Überraschung darstellen, nimmt man seinen Gesichtsausdruck als Maßstab.
 
Wahrscheinlich plant Vishy nach der unten genannten Zugfolge 30...Lf7 oder 30...Ld7 nebst Turmschwenk nach b6, um den weißen Damenflügel anzugreifen. Das ist interessant.
 
Carlsen kann jetzt auf e5 schlagen und mit Th5 fortsetzen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Weiß den Bauern e5 dann gewinnen würde. Die Variante lautet: 29.Lxe5 fxe5 30.Th5. Hier muss Anand etwas gesehen haben, was ihm Gegenspiel gibt.
 
Nach fast halbstündigem Nachdenken spielt Anand diesen zweischneidigen Zug.
 
28...Se5
Bedenkzeit
Carlsen: 1 Stunde 35 Minuten, Anand 52 Minuten und nachdenkend über seinen nächsten Zug. Der Weltmeister ist heute besser vorbereitet und hat eigentlich noch gar nicht über einen Zug nachgedacht. Anand scheint spätestens jetzt aus seinem "Buch" raus zu sein und vielleicht wird sich das nocht negativ für ihn bemerkbar machen.
 
Vielleicht ist jetzt die Aktivierung des schwarzen Königs über d7 nach c6 möglich, doch das erfordert die präzise Berechnung des Zuges 29.Sh5.
 
Schwarz könnte jetzt über 28...Ld5 nebst 29...Sg5 nachdenken, um den weißen Bauern auf f3 anzugreifen.
 
Die Stellung ist gar nicht so einfach zu spielen, wie es aussieht. Weiß könnte das Springermanöver Sh5 nebst Sf4 drohen - natürlich muss dafür der weiße Läufer nach g3 zurück. Dann hätte Schwarz Riesenprobleme.
 
Auch wenn Schwarz einen Mehrbauern hat und konkret nichts droht, ist die Stellung unangenehm zu spielen, weil die Figuren so passiv stehen. Der Läufer muss den Springer auf f7 decken, der Turm muss den Bauern f6 decken und der Springer kann nicht ziehen, weil dann der weiße Turm freie Sicht auf den Bauern c7 bekäme und Weiß diesen erobern würde. Man muss schon ein wenig masochistisch veranlagt sein, um solch eine Stellung freiwillig zu verteidigen.
 
Carlsen spielt immer noch sehr schnell. Es ist davon auszugehen, dass er sogar diese Stellung im Voraus betrachtet hat, bzw. sich einen Plan zurechtgelegt hat. Der Springer steht auf g3 sehr flexibel und kann jetzt nach e4 oder h5 gehen, um gegnerische Bauern anzugreifen.
 
28.Sg3
 
Anand beginnt seine Bauernmajorität am Damenflügel in Gang zu setzen. Das erscheint mir der einzig sinnvolle Plan für ihn zu sein. Mit seinem letzten Zug nimmt er nebenbei das Feld d4 unter Kontrolle, damit der weiße Springer es nicht besetzen kann.
 
27...c5
 
Anand deckte den Bauern auf d8 und Carlsen stellte seinen Springer aktiv auf f5. Der Inder würde diesen Springer jetzt gerne schlage, doch das würde verlieren: 27...Lxf5 28.gxf5. Beide schwarzen Figuren sind jetzt angegriffen, der Nachziehende kann aber nur eine retten.
 
26...Kd8 27.Sf5
 
Aktuell greift Weiß den Bauern c7 an. Anand kann ihn mit 26...Kd8 decken. Er könnt ihn aber auch zurückgeben, indem er z.B. 26...Ke7 spielt, mit der Idee den Turm über h6 zum Tausch anzubieten, denn sein Turm auf g6 steht sehr passiv.
 
Das Material ist schon stark reduziert und die Remistendenz ist sehr hoch hier. Weiß hat die aktiveren Figuren für den Bauern.
 
Anand verbessert Radjabovs Spielweise mit 25...Sf7. Das ist der erste neue Zug in dieser Partie. Carlsen antwortet postwendend mit 26.Se3 und Aktivierung des Springers. Um genau zu sein - die Partie hat jetzt erst begonnen.
 
25...Sf7 26.Se3
 
Zu Beginn der Übertragung schrieb ich, dass das Endspiel nach 8...Kxd8 seit dem Jahr 2000 in der Weltspitze ausführlich diskutiert wird. Zeit für ein wenig Schachgeschichte: Damals gewann Vladimir Kramnik überraschend die Weltmeisterschaft gegen den übermächtig erscheinenden Garry Kasparov. Das gelang ihm mit Hilfe dieses Endspiels, das davor theoretisch als minderwertig galt für Schwarz. Kasparov rannte damals immer wieder gegen die "Berliner Mauer" an, konnte sie aber nie durchbrechen. Seitdem gilt dieses Endspiel als supersolide für Schwarz und jeder Weltklassespieler hat es in seinem Repertoire.
 
Beide Spieler scheinen heute nichts gegen ein Remis einzuwenden haben. Carlsen geht kein unnötiges Risiko ein, da er im Match führt, und versucht in einem recht ausgeglichenen Endspiel einen Vorteil nachzuweisen, während Anand zufrieden sein wird, wenn er mit Schwarz das Remis hält, um in der 8. Partie mit Weiß wieder anzugreifen.
 
Natürlich. Der Turm greift den Bauern c7 an. Radjabov setzte in dieser Stellung gegen Giri mit 25...f5 fort, doch das scheint ungenau zu sein, weil Weiß auf c7 nehmen kann. Stattdessen bietet sich 25...Sf7 an, um die 7. Reihe zu unterbrechen.
 
25.Th7
 
Carlsen hat zwar einen Bauern weniger, aber dafür genug Aktivität. Sein Turm kann jetzt auf die 7. Reihe.
 
24...Sd6
 
Anand denkt zum ersten Mal etwas länger nach. Vielleicht kennt er diese Partie nicht und ist jetzt auf sich alleine gestellt, nachdem er - genau wie sein Gegner - die ersten 23 Züge im Blitztempo runterspulte.
 
Statt 24.g4 hätte man auch den Bauern auf c7 schlagen können, aber der Bauernzug ist gut möglich. Es gibt dazu eine sehr aktuelle Vorgängerpartie zwischen Anish Giri und Teimour Radjabov, die vor genau drei Wochen beim FIDE Grand Prix diese Stellung auf dem Brett hatten.
 
22...Lxa2 23.Txh5 Le6 24.g4
 
Zu dieser Stellung gibt es fünf Vorgängerpartien. Schwarz nahm immer auf a2. Mal schauen, ob Anand genauso fortfährt.
 
20.Kf2 Txd1 21.Sxd1 Sf5 22.Th1
 
Beide spielen äußerst schnell, da sie genau wissen, was sie tun. Die ganze Variante ist äußerst remisträchtig, zumindest wenn man die Vorgängerpartien als Maßstab nimmt.
 
19.f3 Td8
 
Schwarz hat einen Bauern gewonnen, doch Weiß hat Kompensation wegen seiner aktiveren Figuren und der harmonischeren Aufstellung.
 
Beide Spieler befinden sich weiterhin in ihrer Vorbereitung. Anand hatte dieses Stellung sogar mit Weiß mal auf dem Brett - 2011 gegen Hikaru Nakamura beim Bilbao Masters.
 
16.h4 f6 17.exf6 gxf6 18.Lf4 Sxh4
 
Das ist immer noch wohlbekannt. Es ist spannend zu sehen, was Carlsen hier vorbereitet hat, denn Weiß hat in den Vorgängerpartien bislang keinen Vorteil nachweisen können.
 
14...Lxg5 15.Lxg5 Tg6
 
Zu dieser Stellung gibt es zahlreiche und aktuelle Vorgängerpartien, so dass sich beide Spieler noch auf sehr bekanntem Terraing bewegen.
 
12.Tad1 Le6 13.Sg5 Th6 14.g3
 
Beide Spieler haben sehr viel Erfahrung mit diesem Endspiel, das sie mit beiden Farben schon häufig gespielt haben. Es stand auch in ihrem Match in Chennai 2013 zur Debatte. Damals wählte Carlsen allerdings eine sehr remisträchtige Nebenvariante. Heute haben wir eine absolute Hauptvariante auf dem Brett.
 
10.Sc3 h5 11.Lf4 Le7
 
Carlsen wählt 1.e4 und Anand antwortet solide mit 1...e5 wie in der zweiten Partie. Carlsen weicht ab, im Vergleich zur zweiten Partie, und lässt sich auf die sogenannte Berliner Verteidigung in der Spanischen Partie ein. Das ist ein kompliziertes Endspiel, das auf höchstem Niveau seit dem Jahr 2000 sehr ausführlich diskutiert wird.
 
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.0-0 Sxe4 5.d4 Sd6 6.Lxc6 dxc6 7.dxe5 Sf5 8.Dxd8+ Kxd8 9.h3 Ke8
vor Beginn
Ob Carlsen wieder mit 1.e4 eröffnet? Warum nicht, die letzte Partie lief ja gut für ihn. Wir werden es gleich erfahren.
vor Beginn
Die Ausgangssituation vor der siebten Partie ist klar. Gelingt Carlsen ein weiterer Sieg, ist ein Comeback von Anand höchst unwahrscheinlich. Ein Rückstand von zwei Punkten bei fünf verbleibenden Partien ist gegen einen Spieler wie Carlsen kaum aufzuholen. Dementsprechend muss Anand heute seinen Kasten sauber halten - um es mal mit einem Fußball-Terminus auszudrücken.
vor Beginn
Nachdem Anand sah, welche Möglichkeit er sich hatte entgehen lassen, fiel er völlig auseinander und verlor zwölf Züge später fast ohne Gegenwehr. Carlsens Fehler und Anands Reaktion zeigen, unter welcher nervlichen Anspannung die Spieler während so eines Wettkampfs stehen. Der Druck ist einfach enorm.
vor Beginn
Carlsen ging durch einen Sieg in der sechsten Partie mit 3,5:2,5 in Führung. Diese Partie war eine Achterbahnfahrt. Der Titelverteidiger besaß im Mittelspiel komfortablen Vorteil, patzte aber im 26. Zug durch einen unbedachten Königszug fürchterlich. Anand nutzte diesen Fehler aber nicht aus. Statt sich ein, zwei Minuten Zeit zu nehmen und die aktuelle Stellung mit frischem Auge zu betrachten, zog er viel zu schnell und folgte seinem vorgefassten Plan. "Wenn man ein Geschenk nicht erwartet, erkennt man es manchmal auch nicht", meinte er dazu im Anschluss vollkommen gegnickt.
vor Beginn
Ich gegrüße Sie zur siebten Partie der Schach-WM zwischen Magnus Carlsen und Viswanathan Anand. Damit startet die zweite Hälfte des auf zwölf Partien angesetzten Matches. Nachdem Anand das Match in der ersten Partie mit Weiß begann, wechselt die Farbverteilung in der zweiten Hälfte, so dass Carlsen jetzt mit Weiß beginnt. Das bedeutet gleichzeitig, dass der 23-jährige Weltmeister das zweite Mal hintereinander den Anzugsvorteil genießt.
vor Beginn
Herzlich willkommen zur Schach-WM 2014 in Sotschi.
Ticker-Kommentator: Georgios Souleidis
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.O-O Sxe4 5.d4 Sd6 6.Lxc6 dxc6 7.dxe5 Sf5 8.Dxd8+ Kxd8 9.h3 Ke8 10.Sc3 h5 11.Lf4 Le7 12.Tad1 Le6 13.Sg5 Th6 14.g3 Lxg5 15.Lxg5 Tg6 16.h4 f6 17.exf6 gxf6 18.Lf4 Sxh4 19.f3 Tad8 20.Kf2 Txd1 21.Sxd1 Sf5 22.Th1 Lxa2 23.Txh5 Le6 24.g4 Sd6 25.Th7 Sf7 26.Se3 Kd8 27.Sf5 c5 28.Sg3 Se5 29.Th8+ Tg8 30.Lxe5 fxe5 31.Th5 Lxg4 32.fxg4 Txg4 33.Txe5 b6 34.Se4 Th4 35.Ke2 Th6 36.b3 Kd7 37.Kd2 Kc6 38.Sc3 a6 39.Te4 Th2+ 40.Kc1 Th1+ 41.Kb2 Th6 42.Sd1 Tg6 43.Se3 Th6 44.Te7 Th2 45.Te6+ Kb7 46.Kc3 Th4 47.Kb2 Th2 48.Sd5 Td2 49.Sf6 Tf2 50.Kc3 Tf4 51.Se4 Th4 52.Sf2 Th2 53.Tf6 Th7 54.Sd3 Th3 55.Kd2 Th2+ 56.Tf2 Th4 57.c4 Th3 58.Kc2 Th7 59.Sb2 Th5 60.Te2 Tg5 61.Sd1 b5 62.Sc3 c6 63.Se4 Th5 64.Sf6 Tg5 65.Te7+ Kb6 66.Sd7+ Ka5 67.Te4 Tg2+ 68.Kc1 Tg1+ 69.Kd2 Tg2+ 70.Ke1 bxc4 71.Txc4 Tg3 72.Sxc5 Kb5 73.Tc2 a5 74.Kf2 Th3 75.Tc1 Kb4 76.Ke2 Tc3 77.Sd3+ Kxb3 78.Ta1 Kc4 79.Sf2 Kb5 80.Tb1+ Kc4 81.Se4 Ta3 82.Sd2+ Kd5 83.Th1 a4 84.Th5+ Kd4 85.Th4+ Kc5 86.Kd1 Kb5 87.Kc2 Tg3 88.Se4 Tg2+ 89.Kd3 a3 90.Sc3+ Kb6 91.Ta4 a2 92.Sxa2 Tg3+ 93.Kc2 Tg2+ 94.Kb3 Tg3+ 95.Sc3 Th3 96.Tb4+ Kc7 97.Tg4 Th7 98.Kc4 Tf7 99.Tg5 Kb6 100.Sa4+ Kc7 101.Kc5 Kd7 102.Kb6 Tf1 103.Sc5+ Ke7 104.Kxc6 Td1 105.Tg6 Kf7 106.Th6 Tg1 107.Kd5 Tg5+ 108.Kd4 Tg6 109.Th1 Tg2 110.Se4 Ta2 111.Tf1+ Ke7 112.Sc3 Th2 113.Sd5+ Kd6 114.Tf6+ Kd7 115.Sf4 Th1 116.Tg6 Td1+ 117.Sd3 Ke7 118.Ta6 Kd7 119.Ke4 Ke7 120.Tc6 Kd7 121.Tc1 Txc1 122.Sxc1